10. Eßregeln

[314] Wenn man mit andern gemeinsam ißt, sucht man nicht, sich zu sättigen; wenn man mit andern gemeinsam mit der Hand den Reis aus einer Schüssel ißt (so hat man vorher die Hände zu waschen), so daß man sie nicht bei Tisch erst abreiben muß. Balle den Reis nicht zusammen (um möglichst viel auf einmal zu bekommen); sei nicht rücksichtslos beim Reisessen; schlürfe nicht die Getränke hinunter. Schmatze nicht beim Essen; benage nicht die Knochen mit den Zähnen; lege Fisch- und Fleischstücke nicht in die Schüssel zurück; wirf die Knochen nicht den Hunden zu; sei nicht unter allen Umständen auf einen bestimmten guten Bissen aus. Breite den Reis nicht mit der Hand aus (daß er kalt wird); benütze für Reis und[314] Hirse keine Eßstäbchen. [Für Suppen mit Zutaten benützt man Eßstäbchen; für Brühen ohne Zutaten benützt man keine Eßstäbchen.] Schlürfe die Suppe nicht hinunter; tu keine Zutaten in die Suppe; stochre nicht in den Zähnen; trinke die scharfen Saucen nicht hinunter; denn wenn du die Suppe durch Zutaten (von Salz u. dgl.) dir zurechtmachst, so muß sich der Gastgeber entschuldigen, daß sie schlecht gekocht ist; wenn du die scharfen Saucen hinuntertrinkst (als seien sie ohne Geschmack), so muß sich der Gastgeber entschuldigen wegen seiner Dürftigkeit. Saftiges, weiches Fleisch mag man mit den Zähnen abbeißen; getrocknetes Fleisch beißt man nicht mit den Zähnen ab. Iß den Braten nicht in ganzen Scheiben.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 314-315.
Lizenz: