Erstes Bruchstück

Wunsch

[179] 766

Ein Wunsch, erwünscht man ernstlich ihn,

Und hat erfüllt ihn sehn bei sich:

Gewiß, der macht gar wohlgemut,

Erlangt der Mensch nur was er will.


767

Ein Wunsch doch wieder, ernst erwünscht,

Im Willen aufgezeugt, genährt,

Und muß allmälig sein gemißt:

Wie Pfeil im Fleische wühlt er wild.


768

Wer Wünsche wie den Viperkopf,

Der nach der Ferse faucht, umgeht,

Entkommt aus dieser geilen Welt,

Gewitzigt, ohne Wiederkehr.


769

Wer Feld und Haus und Gold begehrt

Und Rinder, Rosse, Dienertroß,

Um Weiber, um Genossen wirbt,

Gemeine Wünsche, wer sie nährt:


770

Die Schwachen, ja die schwächen ihn,

An Klippen wird er scheitern bald:

Notwendig dringt ihm Leiden nach,

Wie Wasser eindringt in das Wrack.


[179] 771

So mag der Mensch denn, wohlgewahr,

Die Wünsche von sich weisen stark,

Abstoßen, steuern durch die See,

Dem Schiffer gleich, der überfährt.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 179-180.
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