[190] Tissametteyyo:
Der Paarung wer sich beigesellt
Muß Pein erfahren, sagst du, Herr:
Vernehmen will ich dein Gebot,
An Einsamkeit gewöhnen mich.
Der Herr:
815
Der Paarung wer sich beigesellt,
Gebotverlassen lebt er schon:
Der falschen Fährte folgt er nach,
Unheilig heißt man solche Bahn.
816
Allein gewandert, wer es war,
Und wieder Paarung dann erspäht:
Wie Roßgespann auf scheuer Flucht
Mißraten gilt er hier, gemein.
817
Sein Ruhm und Ruf, gepriesen einst,
Er ist entschwunden alsobald,
Das mag erkennen wer da kämpft,
Um fern zu weisen Paarung ab.
818
Von Wünschen ist er aufgewühlt,
Erbärmlich blickt er, kummervoll;
Der andern Rede, trifft ihn die,
Betroffen bleibt er traurig stehn.
[191] 819
Und scharf und bitter spricht er dann,
Der andern Tadel reizt ihn auf:
Dem großen Strudel treibt er zu,
Geht unter in der Lügenkunst.
Verständig wer da gelten kann,
Allein die Straße zieht er hin;
Selbander wer beisammen lebt,
Unmündig scheint er angekirrt.
821
Wer jenen Jammer hier gemerkt,
Der Denker, vor sich, hinter sich:
Allein beflissen wird er gehn,
Vergessen gern Selbandersein.
822
An Einsamkeit nur sein gewohnt,
Es ist der Heil'gen höchstes Gut;
Und wer darum nicht mehr sich dünkt,
Vom Wahn erlöschen wird er bald.
Entrückt als Denker zieht er hin,
Dem Wunschgebiete fern entkehrt,
Entronnen aus dem Flutbereich,
Beneidet wo man Wünschen frönt.
Buchempfehlung
Der historische Roman aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erzählt die Geschichte des protestantischen Pastors Jürg Jenatsch, der sich gegen die Spanier erhebt und nach dem Mord an seiner Frau von Hass und Rache getrieben Oberst des Heeres wird.
188 Seiten, 6.40 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro