Aus dem Vorwort zur 2. Auflage.

[3] An der Gesamtanlage des Buches habe ich nichts zu ändern gefunden. Denn daß die Periode des Überganges von der mittelalterlichen zur neueren Philosophie jetzt ihren Platz in Band I bekommen hat, hat seinen Grund lediglich in dem Mißverhältnis des äußeren Umfanges der beiden Bände, von denen sonst der zweite noch einmal so stark geworden wäre wie der erste. Sollte nicht eine Dreiteilung stattfinden, von der der Verlag absehen zu sollen glaubte, so blieb kein anderer Ausweg übrig. Aber auch der innere Charakter des Werkes konnte unverändert bleiben...[3]

Daß ich Plato mit größerer Liebe als Aristoteles, Kant eingehender als Schelling oder Hegel behandelt, daß ich Hermann Cohen beinahe ebensoviel Seiten wie Wilhelm Wundt gewidmet habe, liegt an meiner philosophischen Auffassung, deren sich eben, bei allem Streben nach Objektivität, kein Philosophiehistoriker entschlagen kann und – soll. Geschwankt habe ich dagegen, ob ich, einem, von mehreren Seiten geäußerten Wunsche folgend, das letzte Kapitel oder wenigstens den letzten Paragraphen des zweiten Bandes (»Sonstige philosophische Erscheinungen der Gegenwart«) streichen sollte. Auch ich empfinde es als einen Schönheitsfehler, daß die zusammenhängende Darstellung hier gegen Schluß durch eine große Reihe von Gelehrtennamen und Büchertiteln unterbrochen wird. Aber, da von anderer Seite gerade Wert auf eine solche Übersicht gelegt wurde und jener Schönheitsfehler sehr leicht durch das Überspringen der betreffenden Seiten von dem Leser beseitigt werden kann, so habe ich schließlich von der Streichung dieses – natürlich auch von mir nur als Nachschlageparagraphen gedachten – Abschnittes doch abgesehen...


Solingen, Ende November 1907.

K. V.

Quelle:
Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. Band 1, Leipzig 51919, S. III3-IV4.
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