3. Einheit und Zerteilung

[246] Der SINN durchdringt und verbindet. Jede Trennung, jede in sich abgeschlossene Vollendung ist dem Untergang verfallen. Was führt zu diesen Trennungen? Diese Trennungen entstehen durch Streben nach Vollständigkeit. Wodurch entsteht dieses Streben nach Vollständigkeit? Es entsteht dadurch, daß man das LEBEN vollständig besitzen will. Darum, wer sich nur nach außen wendet, ohne zu sich selbst zurückzukehren, der geht als Gespenst um, und hat er, was er da draußen sucht, erreicht, so zeigt es sich, daß, was er erreicht hat, der Tod ist. Und wenn er trotz dieser Vernichtung seines Geistes noch körperlich weiter besteht, so ist er doch nichts weiter als ein lebendes Gespenst.

Wer in seinem Körperlichen gestaltet das Unkörperliche, der hat einen festen Halt. Er geht hervor aus dem Unbedingten und dringt ein ins Unteilbare ... Was erfüllt ist ohne Unterbrechung, ist der Raum, was dauert ohne Anfang und Ende, ist die Zeit; was existiert im Leben, was existiert im Tod, was existiert im Ausgehen, was existiert im Eingehen, was aus-und eingeht, ohne daß man seine Gestalt sehen könnte: das ist die Ewigkeit. Die Ewigkeit ist ohne So-Sein. Alle Einzeldinge gehen hervor aus dem Nicht- So-Sein. Das So-Sein vermag nicht aus sich selbst So-Sein zu bewirken, es geht notwendig hervor aus dem Nicht-So-Sein. Das Nicht-So-Sein ist eins mit sich selbst. Der Berufene birgt sich darin.

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 246.
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