Melismatisch

[747] Melismatisch. (Musik)

Bedeutet eigentlich das, was zur Ausziehrung des Gesanges gehört, besonders die Verziehrungen, welche den Namen der Manieren durch Diminutionen bekommen haben, da ein Ton in viele kleinere, oder schnellere eingetheilt wird, die zusammen die Dauer des Haupttones haben, aber eine angenehme Wendung machen. Dieses sind also melismatische Ausziehrungen.

In besonderm Sinne nennet man gewisse sehr einfache und leicht zu fassende Melodien, die jederman gleich behält und nachsingen kann, und die sich zu Gassenliedern schiken, melismatische Gesänge. Man hat dergleichen italiänischen Lieder, besonders solche, die aus Venedig kommen, und von den dortigen[747] Gondolierrudern gesungen werden, die sehr angenehm sind. Man sagt, daß auch große Tonsezer bisweilen in ernsthaften Opern dem gemeinen Volk in Italien zu gefallen, Arien in dieser melismatischen Schreibart sezen.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 747-748.
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