Anubis

Fig. 28: Anubis
Fig. 28: Anubis

[54] Anubis (Aegypt. M.), eine der ersten Gottheiten der Aegypter, doch nicht zu den acht alten, sondern zu den vier neueren gehörig. Nephthys liebte den Osiris, und brachte es durch List dahin, dass er in ihren Armen ruhte, ohne sie zu erkennen, indem er sie für seine Gemahlin Isis hielt. Aus dieser Umarmung ging A. hervor, welchen seine Mutter aussetzte; der Kranz von Lotosblumen, welchen Osiris trug, war ihm, als er von der Schwester Lager aufstand, entfallen; an diesem erkannte Isis, wer des neugebornen Kindes Vater sei, sie liess es aufsuchen, und durch Hülfe wohl abgerichteter Hunde gelang es, dasselbe zu finden; die edle Schwester und Gattin nahm sich des Kindes treu und freundlich an, und erzog sich in demselben einen unwandelbaren Freund und Tröster, welcher auch späterhin der Göttin seine Dankbarkeit durch Aufsuchung des Osiris zeigen konnte. A. wird in Menschengestalt mit einem Hundekopf abgebildet, und daher auch seine verschiedenen Benennungen, Hundsgesicht, Hundskopf etc. Die Art der Darstellung leitet man entweder davon ab dass er durch Hunde aufgesucht worden, oder dass er mit solchen die zerstreuten Glieder des Osiris gefunden, oder endlich davon, dass er den Osiris auf seinen Kriegszügen begleitet, und sich dabei eines Helmes bedient habe, welcher mit einem Hundskopf überzogen gewesen. Am natürlichsten nimmt man an, dass der Dienst des A. ein Ueberrest der ursprünglichen ägyptischen Religion, einer ganz einfachen Thierverehrung, ist. So wäre denn A. der göttliche Repräsentant des Hundegeschlechtes und der Wohlthaten, die es dem Menschengeschlechte erweist.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 54.
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