Apotheosis

[59] Apotheosis (Griechische u. römische Religionslehre.), »Vergötterung«. Diese widerfuhr in Griechenland nur Wohlthätern der Menschheit, im engeren Sinne Wohlthätern des Volkes, des Stammes; grosse Helden besonders wurden als solche betrachtet und ihre Vergötterung[59] durch das Orakel ausgesprochen; ein solcher hiess dann Heros, und der Altar, der kleine Tempel, der ihm geweiht war, Heroon. Bei den Römern bestimmte die Vergötterung ein Senatsbeschluss, und der so Geehrte erhielt den Titel Divinus, manchmal auch einen besondern Namen, wie Romulus nach seiner Apotheose Quirinus hiess. Der Erste, welcher in Rom vergöttert wurde, war Romulus, und in dem langen Zeitraume von 700 Jahren kein Zweiter, bis auf Cäsar. Von seiner Zeit an aber wurde es zur herrschenden Sitte, diejenigen verstorbenen Kaiser zu vergöttern, die der Senat oder der Nachfolger dieser Ehre für würdig erklärte. Der Leichnam des zu Vergötternden wurde auf dem Marsfelde mit grossem Pomp verbrannt; zuletzt flog ein Adler aus einem wohlverwahrten Kasten, und auf Bildwerken stellte man den Vergötterten, von einem Adler (Frauen oft von dem heiligen Vogel der Juno, dem Pfau) getragen, vor. Tempel, Priester, Opfer wurden dem neuen Gott bestellt, das Volk rief ihn um Schutz und Hülfe an, und ein eigenes Fest ward ihm eingesetzt.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 59-60.
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