Brunhild

[114] Brunhild (M. des Nibelungenliedes), eine Heldenjungfrau von dämonischer Kraft und Kühnheit, Königin von Isenland. Der starke hörnerne Siegfried warb für Günther, König der Burgunder, zu Worms um sie, und die Thaten in dem Kampf um sie waren so ungeheuer, dass Siegfried seine Tarnkappe brauchte, welche ausser der Unsichtbarkeit ihm siebenfache Kräfte gab, um ihr Widerstand zu leisten oder sie zu übertreffen. Günther erhielt sie zur Gemahlin, doch in der Brautnacht knüpfte sie, statt sich ihm zu ergeben, den König an ihrem Gürtelbande auf, und liess ihn trotz Bitten und Flehen lange genug hängen, bis sie, um seine Schande zu verhüten, ihn losband; in der folgenden Nacht musste Siegfried sich unsichtbar an der Königin Seite legen, während Günther sich in einem Winkel des Gemaches verbarg; und nun begann von neuem ein Kampf der höchsten Männerkraft, versiebenfacht gegen einer Jungfrau Muth, und es war nahe daran, dass auch Siegfried an ihrem Gürtel gehangen hätte, doch unterlag sie ihm endlich, und ward von da an Günthers (den sie für ihren Sieger gehalten) bescheidene Magd. Siegfried übergab später den ihr abgerungenen Gürtel seiner Gattin Chriemhild, dadurch kam der Betrug zur Sprache, und B. liess Siegfried durch Hagen tödten. Unter dem Namen Brunhildenbett zeigt man auf dem Felsberg in Hessen eine Felsmasse, die einem Grabe ähnlich ist, unter welcher B. ruhen soll.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 114.
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