Cio Concioa

[138] Cio Concioa (Lam. M.), die zweite Person der göttlichen Dreieinigkeit, welche die Lamaiten in aller Form anerkennen. Cio legte als Thier und Mensch ein volles Tausend verschiedener Wanderungen durch alle möglichen Körper zurück, bis er zu der höchsten Vollkommenheit gelangte; dieses geschah in dem fünften Zeitalter der sichtbaren Welt. Lhamoghiuprul hatte sich nach erhaltener Weihe und Durchsichtigkeit durch einen Lahen (seligen Geist) mit dem Könige Sazan vermählt. Den Leib dieser göttlichen Nymphe wählte C. C., um durch denselben geboren zu werden. Diess geschah durch ihre rechte Seite, ohne dass man eine Oeffnung bemerkte. Das neugeborne Kind machte sogleich sieben Sprünge gegen die vier verschiedenen Weltgegenden. Vier Sprünge waren gegen Westen gerichtet, daher es den Westen beglücken musste, welches auch sogleich von ihm ausgesprochen wurde. - Die Erde erbebte in freudigem Gefühl sechsmal und verneigte sich vor ihm, ein reines, glänzendes Licht umgab das Kind (das Xaka genannt wurde), erleuchtete den Aether, erleuchtete des Kindes Körper durch und durch, so dass derselbe strahlte wie die Sonne; die Lahen stiegen aus den Himmeln hernieder, beteten ihn an und brachten ihm wohlriechende Geschenke; ein lauwarmer Regen senkte sich aus den Wolken nieder und wusch den Knaben, worauf er dem Gotte Lhara geweiht wurde. Diess geschah in der Stadt Scherschiasgi, an den Ufern des Ganges, wo ein heiliger Einsiedler dem Knaben prophezeite, dass er ein frommes, die Welt beglückendes Leben führen werde. Xaka war durch die Engel des Himmels schon im Leibe seiner Gebärerin in Allem unterrichtet. Niemand war auf der Welt, der ihn noch hätte irgend etwas lehren können; er selbst aber unterrichtete viele Schüler in der göttlichen Weisheit, nahm zwei Frauen, Sazoma und Traziema, liess sich mit ihnen in einer Wüste nieder, versammelte dort viele Schüler um sich, theilte ihnen die Lehren der wahren Religion mit, besiegte durch seine ausserordentliche Frömmigkeit und seinen Verstand Tausende von Dämonen und deren Fürsten, so dass sie sich vom Bösen zum Guten kehrten, zeigte ihnen und den Menschen den Weg zum Himmel und bekehrte zahllose Völker zu seiner Lehre; auch die ganze Lama-Religion dankt ihm ihr Entstehen oder ihre jetzige Reinheit. - Nachdem er 800 Jahre gelebt, holten ihn die Lahen in den Himmel; auch seine beiden Frauen, so wie mehr als 500 seiner Sklavinnen hatten durch ihn Antheil an der Seligkeit; die anderen kamen in den um eine Stufe niedrigem Himmel. Als er die Erde verlassen hatte, erbebte dieselbe vor Angst, und eine schreckliche, drei Tage lang dauernde Sonnenfinsterniss verhüllte die ganze Welt in Nacht.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 138.
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