Cyclopen

[151] Cyclopen (Gr. M.). Nach Homer ein riesenhaftes, übermüthiges, gesetzloses, menschenfresserisches Hirtenvolk auf der Insel Trinacria, das weder Acker- noch Weinbau, sondern nur Viehzucht trieb. Jeder lebte für sich in einer Höhle; sie kannten die Schifffahrt nicht, und bekümmerten sich nichts um Jupiter. Als der bedeutendste tritt unter ihnen Polyphem, der Sohn Neptuns, hervor ( Ulysses). Bei Hesiod sind die C. Titanen, drei an der Zahl, Söhne des Uranus und der Gäa, die personificirten Wetterstrahle, worauf ihre Namen Arges (der Leuchtende), Steropes (oder Asteropes oder Asteropäus, der Blitz) und Brontes (der Donner), hindeuten. Sie wurden von Uranus in den Tartarus geworfen, und von Saturnus, als er sich gegen jenen empörte, wieder befreit. Dasselbe Schicksal der C. wiederholt sich dann: Jupiter befreit sie aus der zweiten Gefangenschaft, in welche Saturnus sie geworfen. Dem Jupiter dienen sie nun und schmieden ihm die Blitze: als sie aber auch den Blitz geschmiedet hatten, womit Jupiter den Aesculap erschlug, tödtete sie dessen Vater Apollo zur Rache mit seinen Geschossen. Später werden sie als Schmiede-Gesellen des Vulcan aufgefasst und haben im Schoosse des Aetna ihre Werkstätte; es sind ihrer nun mehrere, auch mit theilweise veränderten Namen, z.B. Pyracmon, Acmas. Endlich schrieben die Griechen auch die ältesten, ungeheuren Mauerwerke, deren Erbauer unbekannt waren, einem uralten, bauverständigen, thracischen Volke zu, das sie C. nannten. Ueberreste solcher Bauwerke, cyclopische, genannt, aus unbehauenen, vieleckigen, dicht zusammengefügten Steinblöcken, oft 20 bis 30 Fuss breit, aufgeführt, sieht man noch heut zu Tage in Griechenland, besonders im ehemaligen Argolis, Arcadien und Epirus- auch im alten Latium.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 151.
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