Daphnephorien

[158] Daphnephorien (Gr. Festbrauch.), ein Fest des Apollo Ismenius, das man in Theben alle neun Jahre feierte. Das Volk wandelte in langen Zügen, angeführt von einem schönen Knaben, dem Daphnephorus, zum Apollo - Tempel. Der Führer musste von vornehmen Eltern abstammen, beide mussten noch leben; er trug fliegendes Haar, mit einer Krone geschmückt, ein prächtiges Gewand und eigens geformte Schuhe an den Füssen. Einer seiner nächsten Verwandten trug vor ihm her eine Stange mit grosser goldener Kugel und daran befestigten kleineren, welche Sonne, Mond und Planeten vorstellen sollten; 365 Lorbeer- und Blumen-Kränze schwebten von der Stange herab, die Tage des Jahres bezeichnend; diese ward vor dem Altar des Apollo in seinem Tempel aufgestellt und durch Hymnen das Fest beschlossen. Man erzählt, dessen Ursprung so, dass bei der Belagerung Thebens durch die Bewohner von Aenia in Aetolien dem Feldherrn der Thebaner im Traum ein wie oben geschmückter Jüngling erschien, welcher ihm eine prachtvolle Rüstung brachte, sagend, in diesen Waffen würde er siegen, doch solle er alle neun Jahre dem Apollo eine grosse Festlichkeit anordnen. Bald darauf wurden die Aeniaten durch einen Ausfall zum Abzug genöthigt, und darauf zum Andenken dieses Fest eingesetzt.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 158.
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