Hostin

[256] Hostin (Slav. M.), ein Berg in Mähren, auf welchem Tempel und Altar eines ganz unbekannten Götzen, H., gestanden haben soll, der dem Berge den Namen gab. Es ist wahrscheinlich diess ein Irrthum, aus Unkunde der slavischen Sprache entstanden: Radhost ist der mährische Name des Radegast, und die Ableitung von diesem weit einfacher, als die von einem Gotte, den sonst Niemand kennt. Eine Sage erzählt, dass dieser Gott den Bewohnern des Landes in einer grossen Tatarenschlacht beigestanden: die Mähren flüchteten auf den Berg H. und wurden von den Tataren ganz eingeschlossen; furchtbarer Durst quälte die halb Verschmachteten; da brach plötzlich eine Quelle aus dem Boden hervor, zugleich richtete ein wunderbares Gewitter unter den feindlichen Horden eine schreckliche Verwirrung an; diese benützend, stürzten sich die Mähren unter jene, und in wenig Stunden waren die Tataren völlig geschlagen, ihr Heer vernichtet. Noch jetzt nicht selten aufgefundene Waffen bestätigen das Historische an der Sache, dem Gotte Radhorst aber schrieben die Mähren diesen wunderbaren Beistand zu, und dankten ihm durch häufige Gastmähler auf dem Gipfel jenes Berges. (Radhorst heisst: Gäste liebend.)

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 256.
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