Kotautsch

[300] Kotautsch, ein Berg in Mähren, östlich von Neutitschein, nahe bei dem Schlosse Stramberg; er hatte einen nicht unbedeutenden Ruf zur Zeit des Heidenthums. Es finden sich auf demselben nahe am Gipfel zwei, wie es scheint, von Menschenhand gemachte Höhlen, deren jede bequem fünfzig Menschen fassen mag; sie sind kreisförmig, und eine derselben wird zuckerhutartig schmäler, je höher sie aufsteigt. Auf der Kuppe des Berges findet man mehrere Mauerstücke, und bei der Grundlegung einer Kirche 1660 fand man daselbst Opfergeräth, Kessel, Beile, Hacken, Opfermesser etc., welche, mit dem Gemäuer in Verbindung, darauf hindeuten, dass dort ehemals ein heidnischer Tempel gestanden. Das Volk der Umgegend erzählt, es hatten daselbst Geister gehaust und böse Dämonen die Höhlen bewohnt, welche oft zur Plage der armen Leute die Feldfrüchte vernichtet, die Heerden zerstreut oder erschlagen, in die Häuser gedrungen, die Speisen theils verzehrt, theils auf die eckelhafteste Art verdorben hätten, so dass endlich aus diesem Unfug eine Theuerung und Hungersnoth entstand. Die Schreckenswesen hätten nicht eher gebannt werden können, als bis ein Kreuz auf dem Berge errichtet worden sei. - Die Bauern feiern dort noch jährlich, wie auf dem Berge Nahorst, das Fest der Sommersonnenwende mit Tanz, Spiel und Schmausereien, worin man Reste des alten Götzendienstes entdecken will.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 300.
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