Kurko

[303] Kurko, ein Gott der Litthauer oder der heidnischen Preussen, verehrt als Spender der Nahrungsmittel. Sein Sitz war nicht in Romowe, wo die Götter-Trias der alten Preussen wohnte; doch überall im Lande stand unter einzelnen mächtigen Eichen sein Bild, unter andern auch dort, wo jetzt die Stadt Heiligenbeil liegt, wo ein frommer Bischof, ein Apostel der Preussen, eine Gotteseiche niederhieb; das Beil gab dem Orte seinen jetzigen Namen. Uebrigens lagen die Opfersteine dieses Gottes, auf welchen man die Erstlinge aller Früchte, ferner Milch, Meth, Honig, Bier, Fische, Fleisch, Mehl etc. zum Opfer brachte, im ganzen Lande zerstreut; noch am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts nennen Urkunden mehrere solche Steine, die mit der Verbreitung der christlichen Religion nach und nach verschwanden, oder nur noch als Grenzsteine betrachtet wurden; viele Orte aber führen noch jetzt den Namen des verschollenen Gottes. Sein Bild wurde an den ihm geweihten Plätzen jährlich neu verfertigt, aus Holz, mit einem Ziegenfelle bekleidet, mit Kräutern und Kornähren bekränzt; man trug ihn auf einer hohen Stange umher, das Volk jubelte, tanzte, brachte reichlich Opfer dar, und überliess sich der ausgelassensten Freude. Die Priester vertheilten alsdann grossmüthig die Kräuter und Aehren, welche der Gott geschenkt hatte, als heilbringende Gaben, und trugen ihn selbst und die ihm dargebrachten Opfer in ihre Wohnungen.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 303.
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