Linus

[314] Linus (Gr. M.), Sohn des Apollo und der argolischen Königstochter Psamathe. Die Mutter setzte das Knäblein aus, ein Hirt fand und erzog es, doch seine Hunde zerrissen den herangewachsenen Knaben und frassen ihn auf; der Psamathe Vater aber, Crotopus, liess seine Tochter ermorden. - Dieser L. wird bald für einerlei erklärt mit dem Sänger L., bald von ihm unterschieden. Man nennt ihn einen Sohn des Apollo und der Urania, doch soll ihn Apollo getödtet haben, weil er sich mit ihm in einen Wettkampf eingelassen. Wiederum ist unklar, ob derselbe auch der Lehrer des Hercules im Gesang und Saitenspiel ist, den Hercules wegen seiner Strenge im Unterricht erschlug. Nach allen diesen Sagen erscheint L. als ein eines bejammernswerthen Todes Gestorbener; daher ist es wahrscheinlich, dass das Wort ursprünglich nur der Name von Klagegesängen war, die auch später noch wirklich so genannt wurden, aus asiatischer Natur-Religion hergestammt und mit dem Ideenkreis der Adonis-Sage nahe verwandt gewesen zu sein scheinen.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 314.
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