Trinkgeld

*1. Das Trinkgeld1 ist verdient.

1) Das kleine Geschenk, das Dienstboten, Arbeitsleuten u.s.w. gegeben wird. Ein alter Reim fragt: »Wie kompt's, dass der gemeine Mann um Trinkgeld pflegt zu bitten? Auf Essegeld begehrt er nichts? Es sind noch deutsche Sitten.« – In Marokko soll man, nach dem schwedischen Reisenden Alof Agrell, ein Fleischgeld geben. (Schütze, I, 83.)

Frz.: Donner les épingles aux servantes. (Kritzinger, 283a.)


*2. Einem ein Trinkgeld geben mit Tölpelthalern (Prügel).Parömiakon, 3078.


*3. Er hat (wird) ein gut Trinkgeld bekommen. Eiselein, 604.

Frz.: Donner de quoi boire à quelqu'un. (Kritzinger, 75a.) – Vous avés bien fait, vous aurés une belle image. (Kritzinger, 391a.)


*4. Er hat ein Trinkgeld verdient.


*5. Er hat hölzernes Trinkgeld verdient.

D.i. Prügel.

Frz.: Charger quelqu'un de bois; lui donner sa provision de bois. (Starschedel, 50.)

Lat.: Ad colophonem (coronidem, umbilicum) usque deducere. – Colophonem addere. – Summa rei addita est manus. – Summum rei fastigium impositum est. – Summus fabulae aetus additus est. (Seybold, 6 u. 586.)


*6. Er wird sein Trinkgeld in der Hölle kriegen.

Frz.: Tu seras bien chaufé en l'autre monde. (Kritzinger, 130a.)


*7. Ich mag's Tranck-Geld nich miedem (mit ihm) theelen.Gomolcke, 553; Keller, 168b; Robinson, 904.

D.h. die Lection, die Prügel, die er dafür erhalten wird.


*8. Ihr sullt's Trinckgeld nich missen.Gomolcke, 631.

Frz.: Il doit avoir de l'onguent pour la brûlure. (Kritzinger, 490a.)


*9. Sein Trinkgeld und Botenbrot bekommen. Mathesy, I, 24b.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
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