Äußere, der, die, das

[647] Der, die, das Äußere, im Superlativ Äußerste, ein Adjectiv, dem der Comparativ fehlet, was auswendig an einer Sache ist, im Gegensatze des Innern, und im Superlativ das letzte, so wohl dem Orte, als der Beschaffenheit nach 1. Dem Orte nach. Die äußere Fläche einer Sache. Das äußere Ansehen. Gegenstände die zum äußern Glücke gehören. Sein Äußeres, (sein äußeres Ansehen und Betragen,) ist gut, nur sein Herz taugt nichts. Die äußerste Rinde eines Baumes. Die äußersten, (die letzten) Morgenländer.

2. Der Beschaffenheit nach, in welcher Bedeutung nur der Superlativ üblich ist. Der äußerste, d.i. genaueste, letzte, Preis. Die äußersten Mittel ergreifen. Sein Äußerstes thun, alle Kräfte anstrengen. Sich auf das Äußerste bemühen. Die äußerste Armuth. In der äußersten Noth stecken. Einen auf das Äußerste bringen. Es bis auf das Äußerste ankommen lassen. Eine Pflicht von der äußersten Wichtigkeit, von der allergrößten. Einige Neuere haben dieses Wort auch noch in einem etwas verschiedenen Verstande für das Latein. Extremum einführen wollen. Von einem Äußersten auf das andere fallen. Viele suchen die Glückseligkeit in einem Übermaße, und jeder fällt an der einen oder der andern Seite auf das Äußerste, Dusch.

3. * Der äußere Rath, in einigen Oberdeutschen Städten, der größere, zum Unterschiede von dem innern, oder kleinern. S. auch das Adverbium Äußerst an seinem Orte.

Anm. Die Endsylbe er hat viele verleitet, dieses Wort für einen Comparativ zu halten, dem der Positiv fehle, obgleich in der Bedeutung nichts von einer Comparation befindlich ist. Allein man hat nicht bedacht, daß er auch eine Ableitungssylbe für Adverbia ist, wie aus bitter, sauer, finster, tapfer, alber (jetzt albern) u.a.m. erhellet. Der äußere ist die concrescirte Form von außer, so wie aus inner, hinter, vorder (für sich allein jetzt veraltet) über und unter, der innere, hintere, vordere, obere und untere gebildet werden. Warum aber von diesen und andern ähnlichen Wörtern der Comparativ nicht üblich ist, habe ich in meinem Lehrgebäude Th. 2. S. 83 zu zeigen gesucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 647.
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