Übermuth, der

[765] Der Ǘbermuth, plur. car. welches, nach den verschiedenen Bedeutungen des Wortes Muth, auch in verschiedenen Fällen vorkommt. 1) * Ein übertriebener oder an dem unrechten Orte angebrachter Grad des Muthes; eine veraltete Bedeutung, welche noch bey den Oberdeutschen Schriftstellern vorkommt, wo Ubermuth Hartnäckigkeit, Widerspänstigkeit bedeutet. Im Isidor ist schon ubarmuodic, hartnäckig. 2) Der Mißbrauch der übertriebenen Vorstellung von seinen Vorzügen zum Nachtheil seiner oder anderer; zum Nachtheil anderer angewandter Hochmuth. Dein Übermuth ist vor meine Ohren herauf gekommen, 2 Kön. 19, 28. Jemandes Übermuth demüthigen. Die biblische R.A. Übermuth treiben, Ps. 10, 2, für übermüthig seyn, ist im Hochdeutschen veraltet. 3) So fern Muth auch Munterkeit des Gemüthes, Lustigkeit bedeutet, ist Übermuth, übertriebene Lustigkeit, so fern sie zum Schaden seiner oder anderer angewandt wird, besonders, so fern sie aus dem Genusse des Überflusses herrühret, da es mit Muthwille und Frevel ziemlich gleich bedeutend ist. Nieders. Averdaad. Sprichw. Gut macht Muth, Muth macht Übermuth, Übermuth thut selten gut.

Anm. Kero gebraucht es im weiblichen Geschlechte, die Ubermuat, für Hochmuth, in welcher Bedeutung es bey den ältern Schriftstellern nicht selten ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 765.
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