Übermuth

[111] Übermuth, die anspruchsvolle u. über das rechte Maß hinaus sich selbst vertrauende Schätzung der eigenen Kraft u. des eigenen Verdienstes. Es ist bald Folge des Selbstgefühls, welches eine gelingende Thätigkeit dem Menschen gibt; bald Folge des Unverstandes, welcher glaubt, daß das, was Glück u. Zufall dem Besitzer zu Theil werden ließ, lediglich der eigenen Thätigkeit zu verdanken sei. Geringschätzung u. rücksichtslose Behandlung Anderer u. eine Art des Genießens, welche im Genuß nicht an die Möglichkeit des Verlustes denkt, sind gewöhnliche Kennzeichen des Ü-s, Die Griechen bezeichneten ihn durch das Wort Hybris u. verstanden darunter die Selbstüberhebung, welche vergißt, daß Glück u. Thätigkeit auch des Stärksten u. Mächtigsten unter dem Walten höherer Mächte steht. Die Warnung vor ihr bildete einen Grundzug ihrer religiösen u. sittlichen Ansichten.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 111.
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