Üppigkeit, die

[955] Die Üppigkeit, plur. die -en, das Abstractum des vorigen Wortes, welches ehedem in dessen sämmtlichen jetzt veralteten Bedeutungen üblich war. So kommt es bey dem Notker, wo es Uppegheit, Uppigheit, Uppecheit lautet, häufig für Eitelkeit, und bey andern in andern Bedeutungen vor. Jetzt gebraucht man es im Hochdeutschen nur noch in der letzten Bedeutung des Beywortes, und da ist es, sowohl der ungeordnete, ausschweifende Hang zu feinern sinnlichen Vergnügungen, als ein Abstractum und ohne Plural, als auch dieser Hang und dessen Befriedigung in einzelnen Fällen mit dem Plural. In Wollust und Üppigkeit leben.[955] Eine von der Üppigkeit verderbte Seele. Eine Stadt, in welcher die ausschweifendste Üppigkeit herrscht. Allen Üppigkeiten ergeben seyn. Seltener in gutem Verstande von blühender Gesundheit, bey überflüssiger Nahrung; ein reiner Himmelsstrich unter dem (welchem) alles mit gesunder Üppigkeit aufblühet, Geßn.

Anm. Einige neuere Schriftsteller haben angefangen, das Lat. Luxus durch Üppigkeit zu übersetzen, dessen Begriff, so schwankend und unbestimmt er auch ist, es doch auf keine Weise erschöpft. Üppigkeit ist allenfalls ein sehr hoher Grad des Luxus. Überhaupt haben wir noch kein schickliches Deutsches Wort, durch dessen Hülfe wir das Lateinische entbehren könnten. Notker übersetzt das letztere durch Uburfuoro, welches einen ähnlichen Begriff mit Überfluß gewähret.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 955-956.
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