Āufstechen

[540] Āufstếchen, verb. irreg. act. S. Stechen. 1) Mit Stichen öffnen. Eine Auster aufstechen. Eine Blase, ein Geschwür aufstechen. Einem den Schwären aufstechen, figürlich und im gemeinen Leben, ihm seinen Fehler, seine schwache Seite u.s.f. zeigen, ihm eine unangenehme Wahrheit sagen. In den Blaufarbenwerken bedeutet aufstechen so viel, als das Glas zum ersten Mahle in dem Hafen rühren; vermuthlich, weil solches vermittelst eines Stiches geschiehet. 2) Eine vorhandene Öffnung mit Stichen erweitern. So stechen die Kupferstecher die von dem Scheidewasser gebeitzten Striche auf, wenn sie selbige mit dem Grabstichel erweitern. Ingleichen von neuen stechen, wie die Kupferstecher eine abgenutzte Kupferplatte aufzustechen pflegen. Spitzen aufstechen, sie, wenn sie gewaschen worden, nach dem Zäckchenmuster wieder durchstechen und plätten. 3) Mit Stichen auf etwas befestigen, bey einigen Handwerkern. So stechen die Schuster die Laschen und Absätze auf, nachdem erst mit einem Stechorte vorgestochen worden. 4) Mit Stichen auf eine Fläche bezeichnen. So pflegen die Tuchmacher, wenn sie ihre Tücher in die Walkmühle schicken, vorher ihr Zeichen oder ihren Nahmen[540] aufzustechen, d.i. mit farbigen Garne einzunähen. 5) Vermittelst der Schaufel auf einen höhern Ort bringen; besonders in den Bergwerken, wo die durchgepochten Erzschlämme aufgestochen, d.i. mit der Schaufel auf das Gefälle des bloßen Herdes getragen werden. 6) Einen Hasen aufstechen, bey den Jägern so viel als auftreiben. So auch die Aufstechung. In einigen Oberdeutschen Gegenden bedeutet dieses Wort auch ausforschen, aufspüren, z.B. einen Pfuscher aufstechen; daher auch ein Spion daselbst ein Aufstecher genannt wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 540-541.
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