Ēlend (1), das

[1788] 1. Das Ēlend, oder Ēlendthier, des -es, plur. die -e, ein zweyhufiges vierfüßiges Thier, mit einem breiten, flach gedruckten schaufeligen Geweihe, welches dicker und stärker als ein Hirsch ist, sehr schnell laufen kann, und in den nordischen Gegenden Europens angetroffen wird; Alces. L. Dasjenige Thier, welches Luther 5 Mos. 14, 5, Elend nennet, und welches den Juden zu[1788] essen erlaubt war, heißt im Hebräischen Samer, ist aber dem Michaelis zu Folge, eine noch unbekannte Art von Thieren.

Anm. Bey den Schwäb. Dichtern heißt dieses Thier Eln, in Deutschen Urkunden des 11ten Jahrhunderts, wo dieses Thier noch am Nieder-Rheine vorkommt, Elo, im Dän. Elsdyr, im Schwed. Elg, im Angels. Elch, im Engl. Elk, im Isländ. Yllgur, im Norweg. Elling, im Franz. Elan, im Holländ. Eeland, Eland, Elch, im Griech. αλξ, αλκƞ, im Latein. Alce. Seitdem man dieses Thier genauer kennen lernen, sind auch verschiedene ungereimte Ableitungen seines Nahmens von selbst weggefallen. Eine der erträglichsten Ableitungen lässet dieses Wort von dem alten ellen, eilen, abstammen. Allein wenn man bedenkt, daß in verschiedenen Sprachen mehrere große Thiere ähnliche Nahmen führen, so will auch diese Ableitung nicht mehr hinreichen. Das Griech. αλκƞ bedeutet mehrmals so wohl einen Löwen, als auch ein wildes Schwein. Im Wallisifchen ist Elain ein Hirschkalb, und Helahun der Tragelaphus, im Hebr. אלים, und im Slavon. Jelen, der Hirsch, im Russischen Oleen das Rennthier, und im Finnischen bedeutet Elein, und im Hungar. Allat, ein jedes großes Thier. S. auch Elephant, welches Wort seiner ersten Hälfte nach gleichfalls hierher gehöret. Vermuthlich erhält noch das Hebr. איל und das Alte Deutsche Ellen, Stärke, den Stammbegriff dieses Wortes, zumahl da die Holländer das Elend auch Sterk, einige Deutsche Provinzen aber eine junge Kuh eine Stärke nennen, S. Elbogen; wenn man nicht lieber das folgende Elend, fremd, für das Stammwort halten will, so daß Elend eigentlich ein ausländisches Thier bedeuten würde. Die Russen nennen das Elend Loss.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1788-1789.
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