-Schen

[1413] -Schen, eine Endsylbe vieler Zeitwörter, welche oft Stammwörtern angehänget wird, neue Wörter, mit einem veränderten Begriffe daraus zu bilden. Am häufigsten macht diese Ableitungssylbe Intensiva; forschen, klatschen, von einem veralteten klaten, wovon noch das Franz. éclate ist; knirrschen von knirren; peitschen und patschen von dem veralteten batten, πατασσειν, [1413] batuere; quetschen, von einem veralteten queten, quatere; herrschen, Notker herresen, von dem alten heren u.s.f. Die meisten dieser Wörter sind indessen nur den niedrigen Sprecharten eigen, in welchen die Zahl dieser Intensivorum sehr groß ist: z.B. feilschen, hutschen, glitschen, rutschen, knätschen, knitschen, grätschen, latschen, ratschen, nutschen, tatschen, watscheln, wie eine Änte gehen, von waten u.s.f. Diese Sylbe findet sich nicht bloß an Stammwörtern, welche auf einen Mitlaut ausgehen, sondern auch an solchen, deren Stammsylbe sich auf einen Selbstlaut oder auf ein h endiget. So werden sich z.B. wischen, waschen, fischen, haschen, huschen, kreischen, mischen, naschen u.s.f. bey genauerer Untersuchung als Intensiva von veralteten wehen, wihen, wahen u.s.f. darstellen, obgleich in manchen der Zischlaut auch zu dem Stamme gehören kann, wie z.B. in zischen, welcher Fall aber dessen ungeachtet zu dem vorher gehenden gehöret, indem das sch der natürliche Ausdruck einer Intension in sehr vielen Fällen ist. Die Lateiner haben ähnliche abgeleitete Zeitwörter auf -sco, welche aber nicht so wohl Intensiva, als vielmehr Inchoativa sind, gemeiniglich von Nennwörtern herstammen, und ein Gerathen in einen gewissen Zustand bezeichnen, arescere, durescere, cornescere, acescere, albescere, arborescere u.s.f. Unser erharrschen, hart werden, hat diesen Begriff gleichfalls. Indessen finden sich auch bey ihnen Spuren der Intension, in cognoscere, poscere, welches zu beten und bitten gehöret, suescere von suere, sciscere, von scire, apisci, in adipisci und indipisci, vom veralteten apo, welches zu unserm haben gehöret compescere, zu dem Oberdeutschen faschen, fatschen, crescere, ehedem crere, zu unserm grünen, ehedem grühen, Schwed. gro; proficisi u.s.f. Die Endsylben der Zeitwörter -sen und -zen können übrigens als nahe Verwandte dieser Sylbe angesehen werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1413-1414.
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