Abnahme, die

[74] Die Abnahme, plur. inusit. 1) Das Abnehmen in einigen Bedeutungen des Neutrius, der Zustand der Verminderung an innerer Stärke. Die Abnahme des Gedächtnisses, des Gesichtes. Die Abnahme der Kräfte, und an Kräften. Die Abnehme am Fleiße, an Tugend. Er ist in Abnahme gerathen, in Verfall der Nahrung. Die Abnahme (der Verfall) der Handlung. Dieser Gebrauch ist ganz in Abnahme gerathen, ist nicht mehr üblich. Die Natur hat seit ihrem ersten Anfange eine sehr merkliche Abnahme aller ihrer Kräfte erlitten. Der Anwachs und die Abnahme alter und neuer Reiche. Von der Verminderung der Größe, der Dauer u.s.f. gebraucht man lieber den Infinitiv, z.B. das Abnehmen des Mondes, des Tages, der Nacht u.s.f.

2) Die Handlung des Abnehmens in einigen wenigen eigentlichen Bedeutungen des Activi. Denn so sagt man zwar, die Abnahme einer Rechnung, die Abnahme des Eides; aber nicht die Abnahme des Hutes, der Bäume, des Bartes u.s.f. in welchen Fällen man sich entweder des Infinitivs oder des Hauptwortes, die Abnehmung bedienet. Verschiedene gebrauchen es auch für den Abgang einer Waare, z.B. die reißende Abnahme ihrer Werke, Gottsch. Dieser Kaufmann hat keine Abnahme, seine Waaren gehen nicht ab. Allein dieser Gebrauch ist gewiß nicht der beste, besonders da Abnahme hier wider die Analogie den Zustand bedeuten soll, da einem eine Waare abgenommen oder abgekaufet wird.

3) * Die Entlassung eines abgelebten Leibeigenen von dem Gute, S. Abschied.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 74.
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