Alpen, die

[223] Die Alpen, singul. inus. eine der ältesten Benennungen aller hohen Berge, welche heut zu Tage vorzüglich noch denjenigen Bergen eigen ist, welche Deutschland von Italien scheiden; das Alpengebirge. Obgleich die einfache Zahl, die Alp, im Oberdeutschen gemeiniglich die Alp, oder wie es in der Schweiz gewöhnlich ist, der Alp, im Hochdeutschen mangelt, so ist sie doch in ganz Oberdeutschland gäng und gebe, wo sie eigentlich die mittlern mit Gras bewachsenen Gegenden der hohen Berge bedeutet, welche auch Alpungen genannt werden. Daher kommt die Oberdeutsche Redensart, zu Alp fahren, das Vieh in diese Weide treiben.

Anm. Das hohe Alter dieses Wortes, wovon in den eigenthümlichen Nahmen aller Länder so viele Spuren vorkommen, bestätigen alle Wörterbücher. Gemeiniglich glaubt man, daß es mit albus, weiß, Griechisch αλθος, von einerley Stamme herkomme, und daß mit dieser Benennung auf die weißen, mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel solcher Berge gesehen werde. Es kann seyn; indessen bleibt die Ableitung doch nur eine Muthmaßung, die nichts als eine Ähnlichkeit in dem Schalle beyder Wörter vor sich hat. Bey Wörtern von einem so hohen Alter als das gegenwärtige ist, enthält man sich am sichersten aller weitern Ableitung. Notker gebraucht dieses Wort nach als eine allgemeine Benennung für Berg: Mus pergis in dien lochen dero alpon, die Bergmaus in den Löchern der Berge, Ps. 103, 18. Und der Verfasser des Gedichtes von dem Kriege Carls des Großen wider die Saracenen, V. 1896. Tho Kerte ther Helet iunge uf eine hohe ther alben. S. du Fresne Gloss. v. Alpes, und Frisch h. v. In den mit dieser Benennung zusammen gesetzten Wörtern, ist theils der Singular, theils auch der Plural üblich. In diesem bedeutet das Wort oft ein jedes hohes Gebirge. Jene stammen zunächst aus Oberdeutschland her, wo der Singular von Alpen überall gebräuchlich ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 223-224.
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