Anwand, die

[400] * Die Anwand, plur. die -wände, an einigen Orten, z.B. in Meißen, so viel als die Grenze, besonders eines Ackers oder Feldes. Ingleichen der Ort, wo ein Feld, Wald oder Wiese an einen Weg stößet, und ein solches Stück Feldes oder Wiese selbst. In andern Gegenden ist es der Ort, wo der Pflug im Pflügen umgewandt wird, in welcher Bedeutung es denn auch Anwende, ingleichen Wendefort lautet. S. auch Angewende.

Anm. Frisch führet eine Stelle aus Rätii Chronik an, aus welcher erhellet, daß auch das einfache Wand ehedem die Grenze eines Landes bedeutet hat; ohne Zweifel von derjenigen Bedeutung des Verbi wenden, nach welcher es auch für enden gebraucht wurde. Es ist noch nicht am Ende, an der Anwand, heißt es daher in den alten deutschen Sprichwörtern, gleichfalls bey dem Frisch. Anwand und Angewand werden zuweilen auch für dasjenige gebraucht, was man gemeiniglich einen Rain nennet. Man hat daher nicht nöthig, bey der Ableitung dieses Wortes seine Zuflucht zu dem Wendischen Hono oder Hohn, ein Feldweges Acker, seine Zuflucht zu nehmen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 400.
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