Aufbringen

[480] Aufbringen, verb. irreg. act. S. Bringen.

1. Auf oder über einen andern Körper bringen, in verschiedenen Fällen des gemeinen Lebens. Bey den Webern heißt aufbringen auch so viel als aufziehen, d.i. auf den Baum bringen.

2. In die Höhe bringen, doch nur in verschiedenen theils weitern, theils figürlichen Bedeutungen. 1) Einen Bau aufbringen, aufrichten, aufführen, welche Bedeutung zwar in der Jülichischen Polizey-Ordnung vorkommt, aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. Einen Kranken aufbringen, ihm zur Gesundheit verhelfen. 2) Zur gehörigen Größe bringen. Einen Baum aufbringen, ihn durch Wartung zur gehörigen Größe verhelfen. Noch mehr aber von Kindern und jungem Viehe, im gemeinen Leben. Sie wird dieses Kind schwerlich aufbringen. 3) Herbey schaffen. Geld aufbringen. Falsche Zeugen aufbringen. Soldaten, Truppen aufbringen. 4) Nach einem höhern Orte bringen, und figürlich, in den Hafen bringen, doch nur von eroberten Schiffen. Die Seeräuber haben sich bey Gibraltar eines Holländischen Schiffes bemächtiget, und es zu Tanger aufgebracht; ohne Zweifel wegen der höhern Lage der Küsten in Vergleichung mit der Fläche des Meeres. 5) Vorbringen. Er weiß nichts dagegen aufzubringen. Er kann nichts wider mich aufbringen. Ich kann kein Wort mehr aufbringen, Gell. Allerley unnütze Fragen aufbringen. 6) In Aufnahme bringen, doch nur in den Bergwerken, wo ein Bergwerk aufbringen, in dieser Bedeutung üblich ist. 7) Zuerst thun, und dadurch üblich machen, von Gebräuchen und Moden. Eine Gewohnheit, eine neue Mode aufbringen. Er bringt immer was Neues auf. 8) In eine starke Gemüthsbewegung versetzen. Diese angenehme Nachricht hatte mein Gemüth sehr aufgebracht. Besonders, in Zorn bringen. Einen aufbringen, ihn wider etwas aufbringen. Er war sehr dawider aufgebracht. Wie gern wollte ich alle deine Empfindungen wider verdächtige Lieblinge aufbringen, Dusch.


Doch nach und nach senkt sich sein aufgebrachtes Blut,

Zach.


So auch die Aufbringung in den obigen Fällen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 480.
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