Auflaufen

[507] Auflaufen, verb. irreg. (S. Laufen,) welches in doppelter Gattung üblich ist.

I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, in die Höhe laufen, doch nur in einigen figürlichen Bedeutungen. 1) Aufgehen, aufkeimen, von Pflanzen und Gewächsen. Der Same ist noch nicht aufgelaufen. 2) Von flüssigen Körpern, an Menge zunehmen, anwachsen, steigen. Der Fluß ist sehr aufgelaufen, wofür man doch lieber anlaufen gebraucht. 3) Aufschwellen, durch eine innere Bewegung ausgedehnet werden. Die Adern sind sehr aufgelaufen. Die Haut läuft ihm auf. Die Leiche ist sehr aufgelaufen. Der Teig läuft auf. Ein aufgelaufener Koch, in den Küchen, eine Art Torten, welche im Backen sehr auflaufen, und von welchen der Witz der Köche eine zahlreiche Menge ersonnen hat. Das Auflaufen des Viehes, eine gewisse Krankheit desselben, welche man in Niedersachsen die Kröte heißt. 4) Der Zahl nach vermehret werden. Die Zinsen laufen täglich höher auf. Es sind schon viele Kosten aufgelaufen. 5) In der Schifffahrt läuft ein Schiff auf, wenn es auf den Grund läuft oder segelt.

II. Als ein Activum. 1) * In die Höhe schaffen. In dieser Bedeutung kommt es nur in den Schmelzhütten vor, wo Erz und Kohlen auflaufen, so viel heißt, als selbige in den Schmelzofen schütten, weil man dabey aufwärts gehen muß, und laufen in der Bergsprache überhaupt so viel als fortschaffen bedeutet. Bey den hohen Öfen wird diese Verrichtung aufgeben genannt, und auflaufen nur von dem auf einander schütten des Eisensteines und Flusses auf dem Gichtboden gebraucht. 2) Im Laufen öffnen. Die Thür auflaufen. 3) Wund laufen, doch nur im gemeinen Leben. Sich die Füße auflaufen. Daher die Auflaufung in den Bedeutungen des Activi.

Anm. Auflaufen bedeutete ehedem auch zusammen laufen, welche Bedeutung sich aber nur noch in dem Hauptworte Auflauf erhalten hat; ingleichen entstehen, wovon bey dem Haltaus h. v. Beyspiele angetroffen werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 507.
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