Aufschlag, der

[526] Der Aufschlag, des -es, plur. die -schläge, das Substantiv von dem folgenden Verbo, welches so wohl dessen thätige als mittlere Bedeutung annimmt.

I. Von der thätigen Gattung des Verbi bedeutet es,

1. Die Handlung des Aufschlagens, doch nur in einigen einzelnen Fällen, und alsdann ohne Plural. So sagt man z.B. der Aufschlag einer Karte, das Öffnen derselben durch Aufschlagung des obersten Blattes, und zuweilen dieses oberste Blatt selbst. In der Musik ist der Aufschlag bey dem Schlagen des Taktes, das Erheben der Hand, Griech. Arsis; im Gegensatze des Niederschlages, Griech. Thesis. In figürlicher Bedeutung wird in einigen Oberdeutschen Gegenden auch ein Verkauf an die Meistbiethenden, oder eine Auction, ein Aufschlag genannt, weil in derselben der Preis der Dinge aufgeschlagen, d.i. gesteigert, wird.

2. Dasjenige, was aufgeschlagen wird, in verschiedenen, so wohl eigentlichen und weitern, als figürlichen Bedeutungen des Verbi. 1) Der Aufschlag an einem Kleide, oder derjenige Theil an demselben, welcher auf- oder umgeschlagen wird; Nieders. Upslag, Patte, Krempe. Der Aufschlag eines Stiefels, an den aufgeschlagenen Stiefeln ohne Stulpen, welche nur bis über die Waden gehen. 2) Bey den Vogelstellern gewisse Hölzer, mit daran ausgespannten Netzen auf den großen Vogel- oder Finkenherden, welche gerücket oder aufgeschlagen werden. Hierher gehören auch, 3) die Aufschlagewasser in den Wasserkünsten und Wassermühlen, worunter man dasjenige Wasser verstehet, welches auf die Räder fällt, und sie in Bewegung setzet. 4) Eine erhöhete Abgabe von ein- und ausgehenden Waaren, und in weiterer Bedeutung auch wohl eine jede Abgabe von ein- und ausgehenden Waaren, welche in andern Gegenden Zoll, Mauth, Licent und Accise genannt wird. Den Aufschlag von zwey Pfennigen auf das Pfund fallen lassen. In dieser Bedeutung ist Aufschlag vornehmlich in Österreich und Baiern üblich.

II. Von dem Neutro aufschlagen bezeichnet es so wohl dessen Abstractum, wenn von dem Aufschlage einer Waare, oder dem Steigen derselben im Preise geredet wird; als auch in einigen Fällen dasjenige, was aufschläget, oder in die Höhe schnellet. In diesem Sinne führet eine Art Vogelschlingen diesen Nahmen, welche wie die Sprenkel gestaltet, aber nicht krumm gebogen, sondern von dem Erdboden gerade aufgewachsen sind. In dem Forstwesen einiger Orten wird auch das aus gefallenen oder gesäeten Samen aufgeschossene junge Holz ein Aufschlag genannt. Den jungen Aufschlag vor dem Viehfraß sichern. Dagegen Anflug eigentlich von dem jungen Tangelholze gebraucht wird welches aus geflügelten Samen aufschießt.

Anm. Im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutungen dieses Wortes sind, 1. eine jede Vermehrung, wovon bey dem Haltaus Beyspiele zu finden sind. Das Oberdeutsche Aufschlag für Zoll und Auction, ingleichen der Hochdeutsche Aufschlag der Waaren sind noch Überbleibsel davon. 2. Ein Aufschub, wovon Haltaus h. v. nachzusehen ist. 3. Aufwand, welche Bedeutung das Niedersächsische Upslag noch hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 526-527.
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