Aufstoßen

[543] Aufstoßen, verb. irreg. S. Stoßen, welches in doppelter Gattung üblich ist.

I. Als ein Activum. 1) Durch Stoßen öffnen. Die Thür, das Fenster, ein Faß aufstoßen. Ingleichen durch einen Stoß verwunden, im gemeinen Leben. Sich die Haut aufstoßen. 2) In die Höhe stoßen. Ich erwartete nicht, daß sie den Staub, den sie mit den Füßen aufstoßen, für Wolken ausgeben würden,[543] Weiße. Ingleichen, durch einen Stoß zum Aufstehen bewegen. Ein Pferd aufstoßen. In figürlicher Bedeutung, stößt bey den Jägern der Hund einen Hasen oder wildes Geflügel auf, wenn er selbiges aufsprenget.

II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn. 1) In die Höhe gestoßen werden, aufsteigen. Die Speise stößt mir auf, oder es stößt mir auf, wenn die Blähungen aus dem Magen aufwärts gehen. Die Schmach stößt ihm auf, kommt ihm wieder in die Gedanken, ist eine niedrige Figur der vorigen R.A. Ferner bedeutet es so viel als anfangen zu gähren; besonders bezeichnet man damit das zweyte Gähren des Bieres in dem Fasse. Weil diese zweyte Gährung bey manchen flüssigen Körpern, z.B. dem Weine, ein Vorbothe des Verderbens und des Sauerwerdens ist, so hat aufstoßen daher sehr oft auch diesen Begriff an sich genommen. Der Wein stößet auf, wird sauer. Ein aufgestoßener Wein. Man hat diese Figur noch weiter getrieben, und auch den Anfang des Krankwerdens der Kinder und des zahmen Viehes mit diesem Worte beleget. Das Vieh stößt auf. Die Hühner sind aufgestoßen, S. auch Aufstößig.

2) Auf etwas stoßen. (1) In eigentlicher Bedeutung. Das Schiff stößt auf, ist aufgestoßen, auf den Grund. (2) Figürlich, begegnen. Es stoßen mir täglich Leute dieser Art auf. Es möchte mir vielleicht noch ein witziger Kopf aufstoßen. Es stößt mir Jetzt eine gute Gelegenheit auf.

Anm. Das Substantiv die Aufstoßung findet nur in den Bedeutungen des Activi Statt. Ehedem war auch Aufstoß für Zwist, Streit üblich, wie aus dem Haltaus erhellet. In Oberdeutschland gebraucht man es zuweilen noch für Zufall, Krankheit, Begegnung. S. Aufstößig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 543-544.
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