Aufstoßen [1]

[100] Aufstoßen (Rülpsen, Ruktation, Ructus, Eructatio), Entleerung von Gasen aus dem Magen, wobei öfters ein Teil der noch unverdauten Speise mechanisch mit emporgehoben wird. Gewisse Stoffe (Rettiche) erregen vorzugsweise A. und verursachen unangenehmen Geruch. Bei manchen Menschen hängt das A. von einer Idiosynkrasie ab. Meistens ist es Folge schwacher Verdauung, d. h. mangelhafter Absonderung des Magensaftes oder abnormen Reizes durch die Nahrungsmittel, kommt aber auch bei guten Verdauungsorganen infolge veränderten Nerveneinflusses vor. Hysterische pflegen oft erst Luft zu schlucken und dann wieder auszustoßen. Die ausgestoßenen Gasarten bestehen aus verschluckter Luft, Wasserstoff, Schwefelwasserstoff, Kohlensäure, die sich bei der Umsetzung der Nahrungsmittel gebildet haben. Bei der Behandlung müssen schwerverdauliche Speisen vermieden, auch leichtverdauliche dürfen nur in angemessener Menge genossen werden. An saurem A. Leidende nehmen kleine Mengen von Magnesia, doppeltkohlensaurem Natron etc. Oft helfen 5–10 Tropfen Salzsäure, in einem Glas Wasser gleich nach Tisch getrunken, in andern Fällen eine Tasse schwarzen Kaffees nach Tisch. Auch Rhabarber, Kalmus, China etc. vermindern zuweilen das A. Kümmel, Kamillen, Fenchel, als Tee getrunken etc., befördern das A. und schaffen dadurch Erleichterung (s. Dyspepsie).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 100.
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