Rettich

[829] Rettich (Rhaphanus L.), Gattung der Kruziferen, einjährige oder ausdauernde, verzweigte, kahle oder rauhhaarige Kräuter mit häufig fleischig angeschwollenen untern Stengelteilen, leierförmigen Grundblättern, end- und blattgegenständigen Blütentrauben mit weißen oder gelben, purpurn geäderten Blüten und verlängerter, stielrunder, ein- bis zweigliederiger Hülfe. Etwa zehn Arten, meist im Mittelmeergebiet und in Europa. Der Gartenrettich (R. sativus L.), borstenhaarig, mit fiederspaltigen Blättern, hellvioletten Blüten und gedunsenen, lederartigen, zugespitzten, walzenrunden, nicht ausspringenden Schoten mit runden, braunschwarzen Samen, von unbekannter Herkunft, wird in mehreren Varietäten kultiviert. Der Ölrettich (R. sativus oleiferus), der Stammform am nächsten stehend, wird in China gebaut, liefert als Sommerfrucht fast denselben Ertrag wie der Winterraps. Die Kultur erfordert mehr Umsicht als die des Rübsens, ist aber sicherer; das Samenöl ist nicht ganz so gut wie Rüböl, das Stroh härter als Rapsstroh, aber die Schoten sind nahrhafter. Der Rübenrettich (R. sativus rapiferus, R. niger), mit großer, weißfleischiger, außen verschieden gefärbter, rüben- oder mohrenförmiger Knolle von scharfem Geschmack, wird in mehreren Varietäten in etwas bindigem, aber kalk- und sandhaltigem Boden mit alter reicher Dungkraft gebaut. Man unterscheidet zweijährigen Winter- und einjährigen Sommerrettich, von denen ersterer sich den ganzen Winter hindurch hält, während letzterer schon um Weihnachten den Geschmack verliert (s. Tafel »Gemüsepflanzen I«, Fig. 16–18). Die Knolle verdankt ihren scharfen Geschmack einem schwefelhaltigen ätherischen Öl. Mäßig genossen, befördert der R. die Verdauung; früher benutzte man ihn auch als Arzneimittel, und Rettichsaft mit Zucker dient noch jetzt als Volksheilmittel gegen Husten und Heiserkeit. Das Radieschen (Monatsrettich, R. sativus radicula), mit kleiner, kugeliger oder rübenförmiger Knolle und purpurroter oder weißer Schale, ist einjährig und wird in mehreren Varietäten (s. Tafel »Gemüsepflanzen I«, Fig. 19–21) im Glashaus, in Mistbeeten und im freien Lande kultiviert. Von R. caudatus L., in Java, werden die Blätter und die meterlangen Früchte gegessen. Der Hederich (R. Raphanistrum L., s. Tafel »Unkräuter«, Fig. 7), mit weißen, gelben, auch violett geäderten Blüten und zweigliederigen, in einsamige Stücke zerspringenden Schoten, findet sich als Unkraut auf Äckern und wird durch die Hederichjätemaschine bekämpft. – Der Meerrettich gehört zur Gattung Nasturtium (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 829.
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