Kruzifēren

[753] Kruzifēren (Cruciferae, Kreuzblütler), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Rhöadinen, Kräuter oder seltener Halbsträucher mit bisweilen rübenartig verdickter Pfahlwurzel.

Geschlechtsteile einer Kreuzblume.
Geschlechtsteile einer Kreuzblume.

Die nebenblattlosen Blätter sind wechselständig, häufig fiederspaltig, leierförmig, auch mehrfach gefiedert, oft mit herz- oder pfeilförmiger Basis sitzend. Die Blüten stehen in endständigen Trauben ohne Deckblätter und haben zwei gekreuzte Paare von freien Kelchblättern. Die vier langgenagelten, meist weiß, gelb oder violett gefärbten Blumenblätter stehen kreuzweise mit den vier Kelchblättern abwechselnd. Von den sechs meist freien Staubblättern (s. Abbildung) stehen zwei kleinere den beiden seitlichen Kelchblättern gegenüber, die andern paarweise vorn und hinten. Auf dem Blütenboden befinden sich nektarabsondernde Drüsenhöcker an der Basis der Staub- und Blumenblätter. Der oberständige, einfache Fruchtknoten wird aus zwei rechts und links stehenden Karpellen gebildet und trägt einen einfachen Griffel mit zwei Narbenlappen. Die Scheidewand im Fruchtknoten ist von vorn nach hinten gerichtet und entsteht durch Wucherung des Placentargewebes; da, wo sie in die Fruchtknotenwand übergeht, sind die Samenanlagen in jedem Fach in Längsreihen angeheftet. Die Früchte sind meist Schoten; sie springen mit zwei Längsklappen, nämlich den ursprünglichen Fruchtblättern, von untenher auf, wobei die Placenten und die zwischen ihnen ausgespannte häutige Scheidewand als Rahmen (replum) stehen bleiben. Die Kapsel ist entweder länger als breit (Schote, siliqua), oder ebenso breit, oder breiter als lang (Schötchen, silicula). Einige[753] K. bilden in den Fächern Querscheidewände, an denen die reife Frucht der Quere nach in mehrere übereinander stehende, nußartig geschlossene, oft einsamige Glieder auseinander bricht (Gliederschote, Gliedernuß, lomentum). Diese können weniggliederig, ja selbst eingliederig sein und im letztern Fall nußartig und einsamig auftreten. Die Samen haben meist kein Nährgewebe, der Keimling hat blattartige, ziemlich große, an fettem Öl reiche Kotyledonen und ist in der Weise gekrümmt, daß das Würzelchen dem Rücken (Notorhizeae) oder der Bauchseite (Orthoploceae) oder der Seitenkante (Pleurorhizeae) der beiden auseinander liegenden Keimblätter anliegt; letztere sind bisweilen nicht flach, sondern einfach (Spirolobeae) oder mehrfach (Diplecolobeae) gekrümmt. Die K. bilden eine einheitliche Familie, die gegen 1200 Arten enthält und vorwiegend in der nördlichen gemäßigten und kalten Zone verbreitet ist. Wichtigste Unterfamilien sind a) Sinapeae (Lepidium, Thlaspi, Cochlearia, Alliaria, Sisymbrium, Sinapis, Brassica, Raphanus, Nasturtium, Cardamine u. a.) und b) Hesperideae (Capsella, Camelina, Draba, Aralia, Erysimum, Cheiranthus, Alyssum, Berteroa, Hesperis, Matthiola u. a.) Die K. enthalten in allen Teilen schwefelhaltige ätherische Öle von scharfem Geruch und Geschmack. Einige Arten sind daher als antiskorbutische Heil- und Genußmittel sowie als kräftig blasenziehende Arzneien verwendbar. Andre liefern wirkliche Nahrungsmittel, wie namentlich der Kohl in seinen verschiedenen Varietäten. Die Samen von Raps, Rübsen u. a. geben fettes Öl und als Futtermittel verwendbare Preßrückstände (Rapskuchen); der Waid liefert einen blauen Farbstoff; Lack, Levkoje u. a. sind Zierpflanzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 753-754.
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