Raps

[605] Raps (korrumpiert aus Rapsaat; Rapskohl, Kohlraps, Reps, Lewat, Brassica Napus L.), eine Kruzifere (s. Brassica), wird in zwei Varietäten: als Ölfrucht und mit verdickter Stengelbasis und Wurzel als Kohlrübe, kultiviert. Die erstere, B. Napus oleifera D C., tritt wieder in zwei Formen: als Sommerraps var. annua Koch und als Winterraps var. hiemalis Döll., auf. Letztere findet sich am häufigsten in Kultur. Der Sommerraps (Kohlsaat, daraus korrumpiert das französische Colsat, Colza) wird besonders in Frankreich und Belgien gebaut. Nach England kommt sehr viel Rapssame aus Ostindien. Der Rübsen (Brassica rapa oleifera DC.) von B. rapa L. abstammend, wird ebenfalls in zwei Formen: als Sommerrübsen var. annua Koch und als Winterrübsen var. hiemalis Martens. kultiviert. Eine Varietät des Rübsens, der Biewitz, hat ein braunes Korn, das in der Größe etwa die Mitte zwischen dem großen R. und dem kleinen Rübsen hält. Ein kleineres Korn hat der Awehl, eine zweite Varietät des Rübsens. Vgl. Ölfruchtbau. Die Samen beider Pflanzen werden auf fettes Öl (Rüböl, Rapsöl) verarbeitet; Rübsen, besonders Sommerrübsen, dient auch als Vogelfutter, und die Rückstände von der Ölbereitung sind die als Viehfutter und Dünger wichtigen Ölkuchen. Die Kohlrübe (Boden-, Erd- oder Unterkohlrabi, Erdkohlrabi, Kraut-, Steckrübe, Wruke, Dorsch, Rutabaga, Schwedischer Turnips, Brassica Napus esculenta DC. oder B. Napobrassica Döll., s. Tafel »Gemüsepflanzen I«, Fig. 9), in mehreren Varietäten mit gelbem oder weißem Fleisch kultiviert, fordert tiefgründigen, bindigen, durch Humus- und Kalkgehalt milden Boden, warme Lage und Frische. Man sät im April oder Mai oder pflanzt um Johannis und verfährt wie bei der Runkelrübenkultur. Kurz vor der Ernte, die ziemlich spät erfolgen kann, blattet man ab und hebt dann die Rübe unverletzt heraus. Man erntet etwas weniger als von Runkeln; aber die Kohlrübe ist nahrhafter und gibt ein vortreffliches Futter, auch wird sie als Gemüse gegessen. Sie enthält 1,50 Stickstoffsubstanz, 0,21 Fett, 8,22 stickstofffreie Extraktstoffe, 1,32 Rohfaser, 0,92 Asche und 87,80 Wasser. Die Wasserrübe (weiße Rübe, Brachrübe, Saat-, Stoppelrübe, Turnips, auch Steckrübe, B. rapa rapifera Metzg., s. Tafel »Futterpflanzen II«, Fig. 9) wird in sehr verschiedenen Varietäten (die aber sämtlich durch einen Gehalt von ätherischem Öl einen mehr oder weniger eigentümlichen pikanten Geschmack besitzen) in plattrunden oder rundlichen Formen mit dünnem Wurzelende (Mairübe, Tellerrübe, Scotts Bastardrübe, Auvergner, Schweizer, Sandrübe, Kugelrübe, Rübe von Marteau, Klumprübe, Bortfel der Rübe, s. Tafel »Gemüsepflanzen I«, Fig. 10), auch in länglichen Formen, die sich nach unten allmählich zuspitzen (Rübe von Meaux, Guckelrübe, deutsche oder Pfälzer Rübe, Herbstrübe, Spitzrübe, Stickelrübe, lange Rübe), kultiviert. Zu letztern gehört auch die Teltower Rübe, die aber ebenso wie die andern Varietäten je nach Boden, Kultur und Klima sehr stark variiert und leicht ausartet. Die Wasserrübe bedarf als Stoppelfrucht zu ihrer Entwickelung nur 12–14 Wochen. Leichter, nahrhafter, nicht dürrer Sandboden sagt ihr am meisten zu. Tiefe, lockere Krume ist wesentliche Bedingung zu ihrem Gedeihen. Man sät meist breitwürfig, weit vorzuziehen ist aber die Drillkultur, bei der man den Reihen 25–30 cm Entfernung gibt. Die Reihen werden behackt, die Pflanzen in den Reihen auf 20–30 cm Entfernung vereinzelt. Die Wasserrübe ist ein gutes Beifutter für Schafe und Rindvieh, darf letzterm jedoch nicht in zu großen Mengen gereicht werden, soll die Milch nicht einen faden Beigeschmack annehmen. Sie enthält 90,67 Wasser, 1,12 Stickstoffsubstanz, 0,24 Fett, 6,06 stickstofffreie Extraktstoffe, 1,10 Rohfaser, 0,76 Asche. Die Teltower Rübe enthält 3,52 Stickstoffsubstanz, 0,14 Fett, 1,24 Zucker, 10,10 sonstige stickstofffreie Extraktstoffe, 1,82 Rohfaser, 1,28 Asche, 81,90 Wasser.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 605.
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