Heiserkeit

[115] Heiserkeit (Rauheit, Raucedo), eine Veränderung der Stimme, wobei dieselbe ihren normalen vollen und reinen Klang verliert und in bald rauhe, schnarrende, bald pfeifende, kreischende, fistulierende Töne mit plötzlichem Überspringen von diesen zu jenen ausartet. Die H. kann sich bis zur Stimmlosigkeit (Aphonie) steigern. Die Ursachen der H. liegen gewöhnlich in einer Schwellung der Kehlkopfschleimhaut und der Stimmbänder infolge katarrhalischer Entzündung. Die H. wird ferner durch Geschwüre der Kehlkopfschleimhaut hervorgerufen, namentlich wenn diese an den Stimmbändern sitzen. Geschwülste im Innern des Kehlkopfes oder solche, die von außen her auf ihn und auf die Luftröhre drücken, wie der Kropf (Schilddrüsengeschwulst) oder Lymphdrüsenschwülste, können ebenfalls H. bewirken. Eine wichtige Ursache der H. sind ferner Lähmungen der zu den Kehlkopfmuskeln tretenden Nerven, besonders des rücklaufenden Astes (N. recurrens) des Nervus vagus. Die katarrhalische Entzündung wird begünstigt durch lautes und anhaltendes Reden und Singen. Erkältung des Halses oder auch andrer Körperteile, auch fieberhafte Ansteckungskrankheiten (Typhus, Masern) sind häufig mit Kehlkopfkatarrh und H. verbunden. Ungemein häufig ist die H. bei Schwindsüchtigen, bei denen sich zu der Krankheit der Lungen eine chronische Entzündung und Bildung tuberkulöser Geschwüre der Kehlkopfschleimhaut hinzugesellt hat. Je nach den Ursachen ist die Dauer der H. sehr verschieschieden. Beruht sie auf einfachem Katarrh der Kehlkopfschleimhaut, so pflegt sie bald vorüberzugehen, während Geschwüre und Geschwülste des Kehlkopfes chronische, oft bis zum Tod anhaltende H. bedingen. Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen. Vor allem ist eine Schonung der Stimmbänder durch Vermeiden von lautem Sprechen und Singen erforderlich. S. Aphonie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 115.
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