Auftreiben

[547] Auftreiben, verb. irreg. S. Treiben. Es ist, I. ein Activum.

1. In die Höhe treiben, und zwar,

1) Durch Ausdehnung der Theile. Eine Blume mit dem Hammer auftreiben, bey den Schlössern, sie durch Hammerschläge in die Höhe treiben. So sagt man auch im gemeinen Leben: Die Winde treiben den Leib auf. Der Leib des Verstorbenen war außerordentlich aufgetrieben. In der Landwirthschaft bedeutet auftreiben, den Acker durch wiederhohltes Pflügen höher und lockerer machen. Besonders bezeichnet man dadurch die dritte Art des Pflügens zur Wintersaat, welche auch wenden genannt wird. Noch mehr aber,[547] 2) Mit Gewalt zum Aufstehen bewegen, jemanden von seinem Sitze oder aus seinem Lager treiben. (1) Eigentlich. Einen auftreiben, ihn aus dem Bette oder von dem Stuhle treiben. Ein Wild auftreiben, es aus seinem Lager jagen, bey den Jägern. (2) Figürlich. a) Bey den Handwerkern, einen Gesellen anrüchtig machen, wodurch er überall vertrieben und verjaget wird; welcher Mißbrauch im verächtlichen Verstande auch wohl die Auftreiberey genannt wird. b) Mit lebhafter Mühe ausfündig machen, ausforschen und erlangen. Geld auftreiben. Wo haben sie das wieder aufgetrieben? Ich will wissen, ob sie für meine Tochter einen Mann aufgetrieben haben, Weiße. Er ließt, wo er ein Blatt Papier auftreiben kann, ebend. Vermuthlich ist dieser Gebrauch des Verbi von dem Auftreiben des Wildes in der Bedeutung der Jäger entlehnet.

2. Mit Gewalt öffnen, aus einander treiben, in welcher Bedeutung es in dem Bergbaue üblich ist, wo es so viel bedeutet, als einen Gang, eine Wand mit groben Fäusteln, Keilen u.s.f. zersetzen.

3. Auf etwas treiben. Einen Ring auftreiben, auf das Rad, auf das Häft u.s.f. Den Mühlstein auftreiben, ihn auf das Mühlgebiethe schaffen. Die Wäsche auftreiben, bey den Wäscherinnen, sie vor dem Rollen fest um das Rollholz wickeln.

II. Ein Neutrum, mit seyn, auf etwas getrieben werden, besonders in der Schifffahrt, auf den Grund gerathen oder stoßen. Wo das Schiff Wasser genug hat, um nicht aufzutreiben.

So auch die Auftreibung in den Bedeutungen des Activi.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 547-548.
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