Ballen, der

[704] Der Ballen, des -s, plur. ut nom. sing. alles, was eine runde oder rundliche Gestalt hat, und nicht aus einer festen harten Masse bestehet, in welchem letztern Falle es eine Kugel heißt. Besonders, 1) bey den Buchdruckern, ausgestopfte halb runde lederne Küssen, womit die Farbe auf die Formen getragen wird. 2) An den Rappieren die lederne ausgestopfte Kugel vorn an der Spitze. 3) An den Händen und Füßen, der erhabene halb runde Muskel unter dem Daumen und unter der großen Zehe. Bey den Jägern heißen auch die Fersen von allem gespaltenen Wildbrete Ballen, und in einigen Niedersächsischen Gegenden wird das Zahnfleisch im Plural die Ballen genannt. 4) An den Fausthobeln der rundliche Theil hinten an der Bahn, wo der Faustballen angesetzet wird. Bey den Künstlern und Handwerkern werden noch mehrere hervor[704] stehende Theile eines Körpers, auch wenn sie nicht rund sind, mit diesem Nahmen belegt. 5) Ein Haufen in Matten, Leinwand u.s.f. zusammen gepackter Waare, im Gegensatze derjenigen, welche in Fässern oder Kisten befindlich ist. Ein Ballen Waare, Papier u.s.f. Daher dieses Wort, 6) auch ein gewisses bestimmtes Maß verschiedener Waaren ist. Ein Ballen Papier, der an einigen Orten auch ein Riem genannt wird, hält zehen Rieß. Ein Ballen Leinwand, hält von 12 bis zu 30 Ellen. S. Bällchen. In einigen Gegenden werden die Tücher nach Ballen gerechnet. Ein Ballen hält alsdann 12 Tücher, ein Tuch aber 52 Ellen; dagegen ein Saum 22 Tücher hält.

Anm. Auch in diesem Worte ist der Begriff der Ründe der herrschende, S. Ball und Boll; obgleich Wachter glaubt, daß Ballen in der 5ten Bedeutung von πιλεω, ich presse zusammen, herkomme. Das Engl. Bail und Bale, das Ital. Balla, das Dänische Ball das Latein. Bala und Balla bey dem du Fresne, und das Pohlnische Bela werden gleichfalls von einem Pack Waaren gebraucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 704-705.
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