Ballwerfen oder Ballen

[45] Ballwerfen oder Ballen war im Mittelalter besonders bei der Jugend und dem weiblichen Geschlecht im Ansehen; ob es auch am Hofe betrieben wurde, ist zweifelhaft. Sobald im Frühling die Witterung erlaubte, ins Freie zu gehen, begann das Ballspiel: nach Walther v.d.V.: saehe ich die megde an der strâze den bal | werfen, so kaeme uns der vogele schal. Vornehmlich Nithart von Rüwental hat in seinen Dorfliedern Szenen aus dem ländlichen Ballwerfen dargestellt. Der Ball war aus buntem Leder zusammengeflickt und doch so hart, dass ein gut treffender Wurf schmerzen konnte. Er wird zugeworfen und aufgefangen. Uebrigens übten auch[45] ritterliche Jünglinge das Ballspiel als Leibesübung. In den südlichen Städten wurden im 16. Jahrh. saalartige Häuser gebaut, in denen die Männer das Ballspiel bei jedem Wetter üben konnten: dieselben gingen im 17. Jahrhundert wieder ein. Weinhold, deutsche Frauen, II. Aufl. II, 173–176.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 45-46.
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