Barbār, der

[728] Der Barbār, des -en, plur. die -en. 1) Eigentlich, in welcher Bedeutung dieses Wort bey den Griechen und Römern üblich war, ein Ausländer von einer fremden Sprache und von fremden Sitten. Rom ist mehr als ein Mahl von Barbaren geplündert worden. In dieser Bedeutung wird das Wort nur noch von den alten fremden Völkern im Gegensatze der Griechen und Römer gebraucht, und sollte alsdann den verhaßten Begriff nicht bey sich haben, welchen man gemeiniglich damit verbindet. Weil aber fast alle alte Völker außer den Griechen und Römern zu ihrer Zeit wild und ungesittet waren: so wird dieses Wort, 2) auch in figürlicher Bedeutung gebraucht, nicht nur einen wilden und ungesitteten, sondern auch, und zwar am häufigsten, einen harten, grausamen Menschen zu bezeichnen. Cato wollte gerecht seyn, und ward ein Barbar, dessen Strenge sich weder durch Thränen noch durch die Menschlichkeit mildern ließ.


Und Lucia

Ergibt sich thränend dem Barbaren,

Gell.


Anm. Wir haben dieses Wort aus dem Latein. barbarus und Griech. βαρβαροΒ angenommen, über dessen Abstammung die Wortforscher noch nicht einig sind. S. Wachters und du Fresne Glossaria. Nach dem poetischen Sylbenmaße der Lateiner zu urtheilen, sollte dieses Wort im Deutschen freylich den Ton auf der ersten Sylbe haben, wie man es ausspricht, wenn man ein Pferd aus der Barbarey ausdrucken will. Allein der allgemeine Gebrauch legt den Ton, nach dem Beyspiele der Franzosen, auf die zweyte Sylbe, welches auch schon die Griechen in einigen Endungen thaten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 728.
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