Bau, der

[748] Der Bau, des -es, plur. die Baue, von dem Verbo bauen; ein Wort, welches so wohl ohne als mit dem Plural üblich ist.

1. Ohne Plural. 1) Die Handlung des Bauens in beyden Hauptbedeutungen des Verbi. Der Bau eines Hauses, oder der Hausbau. Einem einen Bau verdingen. Der Bau des Feldes, des Ackers, eines Bergwerkes, eines Gartens, des Weines u.s.f. oder der Feld- Acker- Berg- Garten- Weinbau u.s.f. welche Ausdrücke denn nicht allein alle dazu gehörigen Verrichtungen mit in sich schließen, sondern oft auch die zum Baue bequemen Plätze, und ihren Ertrag ausdrucken; z.B. dieses Gut hat vielen Ackerbau. In den Ausdrücken Seidenbau und Honigbau, wird Bau in einer sehr weiten Bedeutung gebraucht, indem weder Seide noch Honig in eigentlichem Verstande gebauet oder erbauet werden. 2) Die Strafe des Festungsbaues, und das Gefängniß, in welchem die dazu verurtheilten Übelthäter verwahret werden. Jemanden auf den Bau bringen. Er ist auf den Bau gekommen. 3) Die Art und Weise, wie eine Sache gebauet oder eingerichtet ist, am häufigsten in figürlicher Bedeutung. Wir könnten ohne Krankheiten aus der Welt gehen, wenn wir genugsame Einsichten in den Bau unsers Körpers hätten, um das zu vermeiden, was ihm schädlich ist.


Der ganze Bau der Welt zeigt seiner Hände Spur,

Hall.


2. Mit dem Plural, was gebauet worden, oder gebauet wird, in der ersten Bedeutung des Zeitwortes. 1) Die Handlung des[748] Bauens als ein Concretum betrachtet. Alle Baue einstellen. 2) Ein Gebäude. Einen Bau aufführen, vollführen.


Wer seinem Reiche traut herrscht inner großen Bäuen,

Opitz.


Laßt ihr nur darum ewge Bäue gleißen,

Um schnell dieselben wieder einzureißen?

Kleist.


Ingleichen figürlich:


Auf ein Mahl fiel der Bau von meinem künftgen Glücke,

Cron.


In dem Bergbaue ein Gruben- oder Hüttengebäude. Sich neue Baue ausrichten, einen neuen Gang u.s.f. ausfindig machen. 3) Bey den Jägern die Löcher der Dachse, Füchse, Kaninchen und Fischottern. Zu Baue gehen, oder kriechen.

Anm. Bau lautet im Niedersächsischen Buw, bey dem Ottfried Bu, im Angels. Bye, im Ißländ. Bo. Obgleich der Plural in der Bedeutung eines Gebäudes der Analogie völlig gemäß ist, und schon im Theuerdank vorkommt: so macht er doch einigen im Hochdeutschen Schwierigkeit. Indessen ist Baue der Analogie gemäßer und üblicher als Bäue. Die Niedersächsischen Hochdeutschen gebrauchen dafür Bauten, welches das Niedersächsische Buwte, ein Gebäude, ist. In eben dieser Mundart bedeutet Bau auch so viel Land, als zu einem völligen Meierhofe gehöret, und bey dem Kaisersberg kommt Bau für Dünger vor. S. Bauen 3.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 748-749.
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