Bedenken

[779] Bedênken, verb. irreg. act. S. Denken. 1) Über etwas nachdenken. Ich habe die Sache hin und her bedacht. Ich gebe dir dieses zu bedenken. Sprichw. Vor gethan und nach bedacht, hat manchen in groß Leid gebracht. Ein bedachter Rath, Apostelg. 2. 23. Ingleichen als ein Reciprocum, sich bedenken, bey sich nachdenken. Ich bedenke mich noch, ob ich es thun will. Ungewöhnlich ist die Verbindung mit dem Genitiv der Sache: Ich habe mich zweyer Wege bedacht, diesen Wunsch desto eher zu erreichen, Less. für, ich habe darauf gedacht. 2) Seine Entschließung ändern, als ein Reciprocum. Er hat sich wieder anders bedacht. Ingleichen mit der zweyten Endung; sich eines Bessern bedenken, eine bessere Entschließung fassen. 3) Mit Vorsorge an etwas denken, für etwas sorgen. Seine Gesundheit bedenken, sie zu erhalten suchen. Bedenke dein Gewissen. In diesem Verstande wird auch das Particip. Pass. bedacht in thätiger Bedeutung mit dem Vorworte auf gebraucht. Auf etwas bedacht seyn, nachdenken, wie man es erhalten möge. Auf die Befriedigung seiner Begierden, auf die Ruhe seines Alters bedacht seyn u.s.f. 4) Diese Sorge thätig erweisen. Er hat sich dabey am besten bedacht, für seinen Nutzen gesorget. So wird er sie wohl gar noch in seinem Testamente bedenken? Gell.

Anm. In dieser letzten Bedeutung kommt dieses Verbum schon bey dem Ottfried vor:


Sus maht thih al bithenken,


auf diese Art kannst du dich bedenken. Im Theuerdanke bedeutet es Kap. 90. auch so viel als erdenken:


Er bedacht eine newe püberey.


Und diese Bedeutung hat bedenken im Nieders. noch jetzt. Übrigens lautet dieses Wort bey dem Ulphilas bithagkjan, im Angels. bethencan, im Engl. bethink, im Schwed. betaenka, und im Dänischen betänke.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 779.
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