Bequem

[853] Bequêm, -er, -ste, adj. et adv. 1) Zur Erreichung eines Endzweckes die Mühe erleichternd. Ich warte nur noch auf eine bequeme Zeit. Der Ort ist hierzu nicht bequem. Ein[853] bequemer Ort zu einem Lager. Das Haus wäre mir sehr bequem, wenn es nur nicht so theuer wäre. Auf bequeme Witterung zum Säen warten. Einen Weg zum Gehen bequem machen. Sie kommen mir heute gar nicht bequem. Wenn es ihnen so bequem ist.


Sie wehrt sich ganz bequem, bequem wie eine Braut,

Gell.


2) Hindernisse scheuend. Ein bequemer Mensch. Sie sind ein wenig gar zu bequem. Er ist so bequem, daß ihn auch so gar das Aufstehen verdrießt. 3) Dessen Gebrauch leicht ist, was unserer Neigung, Hindernisse zu scheuen, gemäß ist. Ein bequemes Zimmer, ein bequemes Bett. Dieß Haus ist überaus bequem eingerichtet. Machen sie es sich bequem, legen sie alles ab, was ihnen Beschwerlichkeit verursacht. Ihr könntet hier viel bequemer leben, wenn ihr nur wolltet. * Ein bequemer Mensch, der sich in alles zu schicken weiß, besonders in Niedersachsen. 4) Was unserer Neigung Hindernisse zu scheuen, zur Ungebühr gemäß ist, im nachtheiligen Verstande. Ein bequemer Beichtvater. Eine bequeme Sittenlehre.


Wie? ist die Unschuld nichts als Kunst und schlauer Tand,

Weil Itifall vielleicht bequeme Nymphen fand?

Wiel.


Anm. Dieses Wort lautet in Oberschwaben biquam, im Niedersächs. bequeem, bey dem Ottfried biquam, im Schwedischen bequaem, im Dänischen beqvem. Es ist ohne Zweifel von dem Zeitworte kommen, welches in den ältern Mundarten queman lautete. Bekommen bedeutet noch jetzt im Hochdeutschen eines Gesundheit gemäß seyn, und in dieser Betrachtung kann bequem zugleich nach dem Lateinischen conveniens gebildet seyn. Ehedem war auch kommlich in dieser Bedeutung üblich, und im Oberdeutschen kennet man es noch. Das Latein. commodus stammet mit demselben vermuthlich aus Einer Quelle her, wohin auch das Angels. cweman, gefallen, und cwemend, gefällig, gehöret. Bequem für geschickt, von Personen, z.B. bequeme Richter, wie Opitz sagt, ist im Hochdeutschen nicht mehr üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 853-854.
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