Berberis, die

[857] Die Bếrberis, plur. car. oder der Berberis-Baum, des -es, plur. die -Bäume, oder die Berber-Staude, plur. die -n, ein Staudengewächs, welches in den Europäischen und morgenländischen Wäldern wild wächset; Berberis, L. Sie trägt länglich runde rothe Beeren, deren Saft von einer angenehmen Säure ist, ja den Citronensaft weit übertrifft, auch in allen Fällen statt dessen gebraucht werden kann, aber noch größten Theils zu den unerkannten Wohlthaten gehöret. Der Nahme Berberis soll Arabisch seyn. Im Griechischen und heutigen Persischen lautet er gleichfalls Berberis. Im Munde des gemeinen Mannes wird er in Berwitzen, Berbis, Berbeißen, Berberin, Ferresbeere, Versich, Erbsel, Erbsipp, Erbselbeere, Erbsigdorn u.s.f. verstümmelt. Der Oberdeutsche, besonders Österreichische Nahme Baißel, Passelbeere, Paisselbeere, kann eben daher rühren, oder auch von dem alten Besing, d.i. Beere, seyn, weil man diese Frucht wegen ihres großen Nutzens nur κατ' εξοχƞν die Beere genannt hat. Wegen ihrer angenehmen Säure wird die Staude auch Sauerrach, Saurach, Sauerdorn, Salsendorn, Essigdorn, Weinschierling, Weinschädling, Weinling, Weinnägelein Weinäugelein, und wegen der drey Dörner, die als ein Kreuz neben einander stehen, auch Kreuzdorn genannt. Der Nahme Reißelbeere, welchen die Frucht an einigen Orten führet, ist wohl aus Ribes verderbt worden. Was aber der Nahme Prummel, welchen Frisch aus einem alten Vocabulario von 1482 anführet, bedeuten soll, ist unbekannt. Im Englischen heißt die[857] Staude gleichfalls Berberis, im Französischen aber Epine vinette. Der Preußische Nahme Rhabarberbeere rühret aus einem Mißverständnisse her.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 857-858.
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