Beruf, der

[886] Der Beruf, des -es, plur. inus. 1. Die Handlung des Berufens.1) Eigentlich, in welcher Bedeutung dieses Wort aber nur von dem feyerlichen Rufe zu einem Amte gebraucht wird. Ein rechtmäßiger Beruf. Einen Beruf zu etwas bekommen. Ingleichen in der Theologie von der Bekanntmachung des göttlichen Willens, wodurch die Menschen eingeladen werden, an den Gnadenwohlthaten Gottes Theil zu nehmen. Der Gnadenberuf Gottes an die Menschen. Dem göttlichen Berufe folgen. Doch sind in beyden Fällen auch Ruf und Berufung üblich. 2) Figürlich. (a) Neigung, innerlicher Trieb. Beruf bey sich zu etwas empfinden. Ich empfinde eben keinen Beruf, mir das zu versagen, worauf mir mein Leben ein Recht gibt. Wenn man im gemeinen Leben sagt, ich finde keinen Beruf, so steht finden alsdann für empfinden. S. beyde Wörter; z.B. ich finde heute keinen Beruf, einer solchen Versammlung beyzuwohnen. (b) Bewegungsgrund, Verbindlichkeit. Sorge für Mangel ist ein Beruf zum Fleiße.

2. Dasjenige, wozu jemand berufen worden, in der weitesten Bedeutung dieses Zeitwortes, Amt, pflichtmäßige Lebensart. Das erfordert mein Beruf. Das ist mein Beruf, mein Amt, meine Lebensart verbindet mich dazu. In seinem ordentlichen Berufe bleiben. Seinem Berufe nachgehen. Aus seinem Berufe schreiten. Er lebt in keinem gewissen Berufe, hat keine bestimmte Lebensart. Daher Berufsarbeit, Berufsgeschäfte, der Berufsgefährte, ein College.

Anm. Beruf, für Appellation, in den Rechten, ist im Hochdeutschen nicht, wohl aber im Oberdeutschen üblich. S. das folgende. In einigen gemeinen Mundarten wird es auch für das Gerücht, den Ruf, oder das Urtheil anderer von unsern sittlichen Eigenschaften, obgleich nur im nachtheiligen Verstande gebraucht. Er stehet in keinem guten Berufe. S. Berufen das Beywort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 886-887.
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