Besen, der

[910] Der Bêsen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eigentlich, eine Ruthe, in welcher Bedeutung aber nur noch das zusammen gesetzte Staupbesen üblich ist, ein Besen zum Stäupen. 2) Ein aus Ruthen verfertigtes Werkzeug zum Kehren. Mit einem Besen kehren, den Unrath vermittelst desselben fortschaffen. Sprichw. Neue Besen kehren wohl, welches man im gemeinen Leben von Bedienten gebraucht, welche im Anfange ihres Dienstes ihren Pflichten genau nachkommen. Daher der Besenbinder, der sich von dem Binden, oder der Verfertigung der Besen nähret, ehedem ein Bäsmer; der Besenmarkt, wo Besen verkauft werden,[910] und im niedrigen Scherze, einen über den Besenmarkt jagen, ihm den Staupbesen geben; das Besenreis, des -es, plur. inus. Birkenreis, aus welchem Besen verfertiget werden; der Besenstiel, der Stiel an einem Besen.

Anm. Besen, beym Tatian Besem, Nieders. Bessen, Holl. Besem, Bessem, Engl. Besom, Angels. Besm, Besma, lautet im Oberdeutschen Besem, in der zweyten Endung des Besemen, und im Plural die Besemen, welche Declination auch Luther angenommen hat. In eben dieser Mundart ist auch das Verbum besemen, mit Besen kehren, üblich. Um der ersten eigentlichen Bedeutung einer Ruthe willen, rechnet Frisch dieses Wort zu Wasen, welches ehedem auch ein Bündel Reisholz bedeutete. Man könnte es auch von Bínse herleiten, in welchem das n kein Stammbuchstab ist, indem es im Nieders. Bese und im Holländ. Bies lautet; oder auch von Busch, welches nicht in allen Mundarten einen so harten Zischlaut hat, sondern im Franz. Buisson, und im mittlern Lateine Boessonus heißt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 910-911.
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