Braut (1), die

[1168] 1. Die Braut, plur. die Bräute, Diminutivum Bräutchen, Oberdeutsch Bräutlein, eine verlobte Person weiblichen Geschlechtes, und in engerer Bedeutung, eine solche Person am Tage der Hochzeit. Sie ist eine Braut, sie ist mit einem Manne versprochen. Ist sie schon Braut? Sie sind ja geputzt wie eine Braut. Sprichw. Wer das Glück hat, führt die Braut heim; welches um das Jahr 871 seinen Ursprung genommen haben soll, in welchem Jahre die Mähren die Prinzessinn eines Böhmischen Herzogs, die eine Braut war, raubten, solche aber nebst allem geraubten Gute dem Gefolge des Bischofes Arno von Würzburg überlassen mußten, von welchem sie unvermuthet überfallen wurden.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Ulphilas Bruth, bey dem Ottfried und Tatian Brut, bey dem Notker Prud, im Nieders. Bruut, im Holländ. Bruyd, im Dän. Schwed. und Isländ. Brud, im Angels. Bryd, im Engl. Bride. Die Abstammung desselben hat die Wortforscher zu allen Zeiten sehr verlegen gemacht. Siegmund Feyerabend und lange nach ihm Leibnitz legten diesem Worte eine ursprüngliche schmutzige Bedeutung bey; Skinner leitete es von brüten ab; Wachter und die meisten nach ihm von dem alten Scand. pryda, schmücken, zieren, Schwed. prud, geschmückt; doch schlägt Wachter auch die Zeitwörter betrauen und berathen vor. Allein alle diese und hundert andere Ableitungen sind unnütz, so lange die erste eigentliche Bedeutung dieses Wortes nicht bekannt ist. Die heutige Bedeutung ist es gewiß nicht. Bey dem Ulphilas bedeutet Bruth, so wie noch das heutige Franz. Bru, des Sohnes Frau, die Schnur, so wie das Griech. νυμφƞ so wohl eine Schnur, als auch eine Braut, und das Latein. Nurus so wohl eine Schnur, als eine jede Person weiblichen Geschlechtes bedeutete. In der Sprache der heutigen Bretagnier ist Priod nicht nur eine Ehefrau, sondern[1168] auch ein jedes Eigenthum, Priodas die Hochzeit, Priodwr und Priodufah ein Bräutigam, und Priaud eine Witwe. Im alten Isländ. wird Brudur, und im Angels. Bryda von einer jeden Person des andern Geschlechtes gebraucht. Bey dem Notker ist Prutsamina die Kirche, und Alliliche Prutsaminga die katholische Kirche, Brutloufti, Brautlöbde, bedeutet im Oberdeutschen von Ottfrieds Zeiten an sehr häufig die Hochzeit, von welchem Worte Schilters Glossar. und Frischens Wörterbuch nachgesehen werden können. S. Bruder. In einigen der folgenden Zusammensetzungen bedeutet Braut auch den Bräutigam. Übrigens heißt eine Braut in den gemeinen Mundarten so wohl Oberdeutschlandes als Niedersachsens auch ein Gespons, und unter den Braunschweigischen Landleuten eine Nöthe, vermuthlich von Genossinn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1168-1169.
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