Capital, das

[1303] Das Capitāl, des -es, plur. die -e, Diminut. das Capitǟlchen, des -s, plur. ut nom. sing. aus dem Capitale des mittlern Lateines. 1) Der oberste Theil einer Sache. So wird in der Baukunst, der oberste Theil einer Säule das Capital oder auch wohl das Capitäl genannt; Latein. Capitulum, Capitella, Ital. Capitello. Bey den Buchdruckern sind die Capitale diejenigen Stege, welche bey Zurichtung einer Form oben, und an den Tiegel geleget werden. Bey den Buchbindern ist das Capital oder Capitälchen, der Streif Pergament, oder das Band oben und unten an dem Rücken eines Buches, welches mit Seide oder Zwirn bestochen wird. 2) Eine Summe Geldes, so fern sie dazu bestimmt ist, Gewinn zu bringen, im Gegensatze dieses Gewinnes oder der Interessen; der Hauptstamm, das Hauptgeld, die Hauptsumme, das Hauptgut, der Hauptstuhl, welche Benennungen ehedem üblich waren, und es zum Theil noch sind. Daher heißt eine jede Summe Geldes, welche man auf Zinsen ausleihet, ein Capital. Ich will ihnen ein Capital aussetzen, wovon sie mit Ehren leben können. In dieser Bedeutung lautet der Plural gemeiniglich Capitalien. Viele Capitalien haben, d.i. viel bares Geld ausstehen haben, und in weiterer Bedeutung, viel bares Geld besitzen. Ein todtes Capital, Geld das keinen Gewinn bringt. Auch das Geld, welches in einer Handlung, einer Fabrik, oder einem andern Gewerbe steckt, wird ein Capital genannt; alles in Rücksicht auf den Gewinn, den es bringen soll. In dieser Bedeutung ist das Latein. Capitale schon lange üblich gewesen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1303.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: