Donlege

[1515] Donlêge, oder donlêgig, adj. et adv. welches nur im Bergbaue üblich ist, abhängig, schief, mit dem Horizonte einen spitzigen Winkel machend, nicht nach der Bley- oder Wasserwage, sondern nach der Diagonal-Linie gehend. Ein donleger, oder donlegiger Schacht, Gang u.s.f. Einige machen noch einen Unterschied zwischen donlegen und flachen Gängen. Die erstern sind alsdann diejenigen, welche 50 Grad von dem Horizonte, und 10 Grad von dem Scheitel abstehen, die letztern aber, deren Fallen von der Horizontal-Linie zwischen 50 und 20 Grad beträgt. Allein die meisten Schriftsteller weichen in dieser Bestimmung sehr von einander ab, daher der ganze Unterschied von andern gar verworfen wird.

Anm. Die erste Hälfte dieses Wortes ist das veraltete Don, abhängig, von welchem ehedem auch das Verbum donen, abhängig seyn, und figürlich neigen, geneigt seyn, üblich war. Frisch führet von dem letztern folgende Stelle aus dem Jeroschin, einem alten Dichter aus dem 14ten Jahrhunderte, an;


Der Tuvil schunte,

Die Dir erklich

Daz si abir donte

Uf dez Ungelouben spor,


der Teufel reitzte die Leute arger Weise, daß sie sich wiederum neigten zu des Unglaubens Spur. Im Hannöverischen bedeutet döns, und im Engl. down, noch jetzt unten, niederwärts. Im Schwed. bedeutet dunsa fallen, welches Ihre von Dunt, ein Schlag, ableitet. Ob das alte Dun, ein Hügel, wegen der abhängigen Seiten, auch hierher gehöret, lässet sich nicht mit Gewißheit behaupten. Nur Unwissende haben dieses und die vorher gehenden Wörter von den Tonnen ableiten können, welche in donlegen Gegenden auf dem Liegenden aufliegen. Was die letzte Hälfte des Wortes donlege betrifft, so bedeutet zwar leeg, noch jetzt in Niedersachsen niedrig, und figürlich auch böse, schlimm, lasterhaft, womit auch das Schwedische laeg, das Isländ. lagr, überein kommt. Allein weil dieses Wort alsdann eine ungewöhnliche Tavtologie enthalten würde, so scheinet lege und Lage hier überhaupt die Richtung zu bedeuten. S. Lage und liegen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1515.
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