Donner, der

[1515] Der Donner, des -s, plur. ut nom. sing. der Knall von der Entzündung des Blitzes in der Luft, besonders wenn man diesen Knall in einiger Entfernung und langsam tönend höret. 1. Eigentlich. Ich höre den Donner über mir. Demnach brüllet der Donner – und wenn sein Donner gehöret wird kann mans nicht aufhalten, Hiob 37, 4.


Der Donner rollt schon fürchterlich umher,

Weiße.


Im gemeinen Leben ist dieses Wort nur in der einfachen Zahl üblich; allein in der höhern und poetischen Schreibart gebraucht man es auch in der mehrern.


Wie reden so laut die Donner herunter!

Klopst.


Den Donnern der Mitternacht gleich,

Zachar.


Ihr sollt hier sicherlich die schwersten Donner fühlen,

Gryph.


Und schon hör ich entfernt die lauten Donner rollen,

Weiße.


Im Oberdeutschen kommt es auch von einzelnen Donnerschlägen, oder von einzelnen Tönen des Donners vor. Ich höre einen Donner, wo ein Hochdeutscher sagen würde, ich höre donnern,[1515] oder ich höre einen Donnerschlag. Nennen sie mich nicht ihren Freund; dieser Nahme ist ein Donner in meinen Ohren, d.i. ein Donnerschlag. Dahin gehören auch die biblischen Ausdrücke, die Stimme eines großen Donners, Offenb. 14, 2, und eines starken Donners, Kap. 19, 6. 2. Figürlich. 1) Die Ursache des Donners, der Blitz. Daher die im gemeinen Leben übliche R.A. von dem Donner gerühret, erschlagen, getroffen werden. Der Donner hat in dieses Haus eingeschlagen. Vulcan mußte dem Jupiter seine Donner, d.i. seine Donnerkeile, seine Blitze, schmieden. 2) Ein Gewitter, eine Gewitterwolke. Du wirst heimgesucht werden, mit Wetter – und großem Donner, Es. 29, 6. 3) Andere Arten des Getöses, welche dem Donner gleichen. Der Donner des Geschützes. Besonders bey den Dichtern.


Vom wilden Donner des Hammers

Schallt ein lautes vermischtes Gebrüll in die hohen Gebirge,

Zachar.


Wagen auf Wagen rollen heraus mit donnernden Rädern

Über die rasselnden Brücken, die unter dem Donner erbeben,

Zachar.


4) In einigen Zusammensetzungen, besonders in der höhern Schreibart, bedeutet dieses Wort so viel als dem Gehöre schrecklich, fürchterlich. Donnertöne, Donnerworte, schreckliche Töne, Worte. Eine Donnerstimme, eine furchtbare Stimme.

Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort Dunner, im Holländ. Donder, im Engl. Thunder, im Angels. Thunor, bey dem Tatian Thonar, bey dem Notker Tonner, in dem alten Gedichte auf den h. Anno Dunnir, im Franz. Tonnerre, im Pers. Tounder, im Latein. Tonitru. Es gehöret zu dem Zeitworte tönen, und im Schwed. bedeutet Dunder ein jedes dumpfiges rollendes Getöse, welches dem Donner gleichet. So fern der Donner ehedem dem Thor oder dem Jupiter zugeschrieben wurde, wurde derselbe im Schwed. auch Tordon, und im Dän. Torden, genannt, d.i. Thors Getöne. Die Niedersachsen haben noch ein anderes Wort, den Donner zu benennen, welches gleichfalls eine Nachahmung seines Schalles ist, und Grummel lautet, womit das Pohlnische und Russische Grom, das Böhmische Hrom, und das Krainerische Germy, alle in der Bedeutung des Donners, überein kommen. In dem heldnischen Alterthume wurde auch der Thor, der dem Jupiter der Griechen und Römer sehr ähnlich war, der Donner, Thunder, genannt. S. Donnerbart und Donnerstag.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1515-1516.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: